Conference paper

Lindemeier, Stefanie:

Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Wandmalereien in Niedersachsen zwischen 1900 und 1939

Aufgrund denkmalpflegerischer Entwicklungen, Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Kompromissfindungen veränderte sich zwischen 1900 und 1939 die Restaurierungsmethodik von Wandmalereien.

Die im 19. Jahrhundert gängige Praxis umfangreicher Übermalungen und Rekonstruktionen, die eine möglichst große Annäherung an einen hypothetischen ursprünglichen, lückenlosen Malereibestand zum Ziel hatte, wurde abgelöst durch den Versuch, den mittelalterlichen Malereibestand mit seinen Alterungsspuren und Verlusten zu erhalten und ihn dennoch optisch zu schließen. Einflussreicher als technologische Fortschritte waren die zeitgenössische Auffassung von Restaurierung und die daraus resultierenden unterschiedlichen Wünsche und Erwartungen seitens der verschiedenen Beteiligten.

Die Restaurierungen stellen sich als komplexe Abläufe dar, in denen nicht so sehr Restaurierungsmethoden, sondern vor allem Restaurierungsziele diskutiert wurden, denen sehr unterschiedliche Wertvorstellungen zugrunde lagen. Die Qualität ihrer Umsetzung beruhte auf Kompetenz und Überzeugungsfähigkeit der Denkmalpfleger, auf Kompromissbereitschaft der Eigentümer und nicht zuletzt auch auf Kenntnisstand und Sorgfalt der Kirchenmaler und Restauratoren.