Conference paper

Wedekind, Wanja:

Entsalzen von Wänden und Fassaden mittels Berieselungsverfahren

Zur Entsalzung großflächiger Objekte wie Wände und Fassaden wurde im Jahre 2001 ein Berieselungsverfahren an Felsfassaden in Petra/Jordanien entwickelt und erfolgreich eingesetzt. Inzwischen liegen umfangreiche Erfahrungen an einer Reihe anderer Fallstudien vor.
Das Verfahren arbeitet ähnlich der Kompressenmethode über den Prozess von Feuchtebewegungen in porösen Stoffen, wie z.B. den Kapillartransport und Diffusion, sowie Lösungs- und Abtrocknungsprozesse und die Aufkonzentration von Salzen an der Objektoberfläche. Das Wasser wird über eine Vielzahl von Düsen mittels eines Schlauchsystems unter geringem Druck auf die betroffenen Fassadenteile aufgesprüht, kontrolliert abgeleitet und Liter für Liter auf seine elektrischen Leitfähigkeit hin überprüft. Durch die Dauer des Berieselungsvorganges lässt sich die kapillare Eindringtiefe des Wassers steuern. Nach der Abtrocknung wird die Maßnahme zyklisch solange wiederholt, bis der Salzgehalt im Stein- oder Mauerwerk bis auf ein unbedenkliches Maß reduziert ist. Untersuchungen von Bohrmehlproben vor und nach der Maßnahme bestätigten eine signifikante Salzreduzierung auch bis in tiefer liegende Objektbereiche. Über Eindampfproben des abfließenden Eluats und die Erstellung einer linearen Regression als Verhältnis zwischen tatsächlichem Salzgehalt und elektrischer Leitfähigkeit lässt sich ein Quotient bestimmen, über den sich näherungsweise die Salzextraktion rechnerisch quantifizieren lässt.
Das Verfahren kam sowohl für unterschiedliche Baumaterialien als auch für unterschiedliche Schadsalzsysteme zur Anwendung.

In vier Fallstudien werden die Prozesse der Schadsalzbildung und Verwitterung sowie die Wirkungsweise des Verfahrens unter Berücksichtigung der materialspezifischen Parameter erörtert. Hierbei handelt es sich um Fassade Nr. 826 in Petra/Jordanien, die Fassade der Franziskaner-Klosterkirche in Zeitz, die Tuffsteinkirche St. Mónica in Guadalajara/Mexiko und die Kuppel im Nordkuppelsaal im Neuen Museum in Berlin.
Die Ergebnisse des Verfahrens werden vergleichend bewertet, Langzeitbeobachtungen vorgestellt sowie Grenzen, Schwierigkeiten und mögliche Risiken des Verfahrens zur Diskussion gestellt.

Dipl. Rest. (FH) Wanja Wedekind, 1998-2003 Studium der Restaurierung von Steinobjekten an der HAWK Hildesheim, seit 2009 Promotionsstudium der Geowissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen, freiberuflicher Restaurator.
Leitung der Restaurierungsarbeiten im "Petra Stone Preservation Project" der GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) in Petra/Jordanien (2001-2003). Kompetenzbildung in der Steinkonservierung für Restauratoren und Denkmalpfleger aus Mexiko, dem Libanon, Jordanien und Irak.