Tagungsbeitrag

Pursche, Jürgen:

Der fleckige Himmel - Konservierung und Prävention am Beispiel der Wieskirche

Eine große Anzahl von Deckenbildern und Kuppelausmalungen des achtzehnten Jahrhunderts wurde auf hölzernen Lattenkonstruktionen als Putzträger ausgeführt. Bei eine ganzen Reihe von Deckenbildern zeichnet sich mittlerweile die Struktur dieser Lattenunterkonstruktion mehr oder weniger intensiv ab. Dieses Phänomen entwickelt sich in Abhängigkeit von der technisch-konstruktiven Ausführung des Putzträgers, von der Schichtdicke der Putzapplikationen sowie insbesondere vom Raumklima. Die Besonderheit dieses Trägersystems liegt in den spezifischen Reaktionen der einerseits in den Zwischenräumen der Latten andererseits auf deren Oberfläche liegenden Putze auf das klimatische Umfeld.

Auch in der Wieskirche ist bei einem Teil der Deckenmalereien diese Komplikation schon seit längerem erkennbar. Unter Verwendung älterer Fotos sowie Dokumentationsfotos der letzten Intervention bzw. aktueller Aufnahmen wird diese Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes unter Berücksichtigung des Faktors Zeit bewertet, durch den Vergleich mit anderen Objekten aber auch als konservatorisches Problem gesehen.
In diesem Zusammenhang stellt sich nicht nur das Problem des rein substantiellen Erhalts von Weltkulturerbe, sondern auch der Bewahrung künstlerischer Kriterien und nicht zuletzt auch der Tradierung von Bedeutungsinhalten - was aber durch die Entstehung bildfremder und damit das Bild beeinträchtigender Effekte langfristig infrage gestellt ist. Darüberhinaus wird der Verschmutzungstendenz des Raumes und seiner Ausstattung angesprochen.

Vor diesem Hintergrund ist die Realisierung des Anspruchs nach umfassender Erhaltung des einmaligen Kunstwerks u. U. nur mit Hilfe präventiver Maßnahmen und gesamtheitlicher Konservierungsstrategien möglich.


Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege