Tagungsbeitrag

Ruß, Sibylle:

Des Papstes letzte Kleider? Überlegungen zur Datierung der Textilien aus dem Grab Papst Clemens II. im Bamberger Dom

Die 1947 aus dem Sarkophag Clemens II. entnommenen Paramente gehören zu den bedeutendsten Beispielen hochmittelalterlicher Textilien. Das Sterbedatum des Papstes 1047 wird als terminus ante quem für ihre Entstehung angenommen. Auf dieser Grundlage dienten sie vielfach als Datierungshilfe für Textilien mit ähnlicher Musterung und Herstellungstechnik.
Nicht nur der außergewöhnlich gute Zustand der entnommenen Gewänder läßt Zweifel daran aufkommen, dass Papst Clemens II. 1047 damit bestattet worden ist. Seine im Zuge des Domneubaus am Beginn des 13. Jahrhunderts erfolgte Umbettung in den bekannten Sarkophag auf dem Westchor, rückt eine Zugabe von Textilien zu diesem Zeitpunkt in den Fokus.
Unter diesem Aspekt müssen die in Zusammenhang mit den „Grabtextilien“ entstehenden Fragen diskutiert und interpretiert werden.


Sibylle Ruß absolvierte 1976-78 eine Lehre in der Lehrwerkstatt für christliche Textilkunst, Bad Honnef und legte 1978 ihre Gesellenprüfung im Kunststickerhandwerk vor der Handwerkskammer Köln ab. Im selben Jahr begann sie eine Ausbildung zur Textilrestauratorin und bekam eine Anstel-lung am Germanischen National Museum Nürnberg.
Ab 1985 begann Ruß ihre freiberufliche Tätigkeit mit eigner Werkstatt in Bamberg.
Seit 1997 ist sie Sammlungsbeauftragte des Historischen Vereins Bamberg tätig gewesen.