Tagungsbeitrag

Giese, Martina:

Godehardreliquien und Godehardkult in Hildesheim (12.-13. Jahrhundert)

Godehard von Hildesheim (1022-1038) wurde 1131 als erster sächsischer
Bischof kanonisiert. Die 1132 erfolgte Translation führte zu einer
raschen Verbreitung seines Kultes, dessen Zentrum der Reliquienschrein
im Hildesheimer Dom war und ist. Im Rahmen des Vortrags werden aus
geschichtswissenschaftlicher Perspektive ausgewählte Schriftquellen über
Godehardreliquien, ihre Aufbewahrung und Verwendung in den Blick
genommen. Dies geschieht im Kontext der aktuellen interdisziplinären
Aufarbeitung des Godehardschreines und dient auch dem Ziel, dessen
historisches Umfeld schärfer als bisher zu erfassen. Während sich frühe
Textzeugnisse über den Godehardschrein und seinen Inhalt nur in
spärlicher Anzahl erhalten haben, existiert eine Fülle von Belegen für
die Weitergabe von Godehardreliquien im 12. und 13. Jahrhundert und
damit für die Intensivierung sowie geographische Ausdehnung seiner
Verehrung. Das betrifft in besonderer Weise das 1133 in Hildesheim
gegründete Benediktinerkloster St. Godehard, welches zu einem zweiten
Mittelpunkt des Kultes avancierte, in noch stärkerem Maße jedoch von
Hildesheim ausgehende Schenkungen, durch welche überregionale
Beziehungsnetze gespannt bzw. enger geknüpft wurden.


Martina Giese (Professorin für Geschichte des Mittelalters an der
Universität Potsdam): Studium der Fächer Biologie, Geschichte,
Historische Hilfswissenschaften und Mittellateinische Philologie an den
Universitäten Essen, Köln, Bonn und München; Promotion (1999) und
Habilitation (2011) in München; ein thematischer Forschungsschwerpunkt
ist die (nieder-)sächsische Landesgeschichte mit methodischer
Ausrichtung auf die Quellen- und Überlieferungskunde sowie
Editionstechnik; Projektleitung von zwei Teilprojekten im Rahmen des vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung 2015-2018 geförderten
Verbundvorhabens „Innovation und Tradition. Objekte und Eliten in
Hildesheim, 1130-1250“.