Tagungsbeitrag

Pilz, Marcus:

Neue Forschungen zu den mittelalterlichen Bergkristallarbeiten des Bamberger Domschatzes

Von der Forschung bislang weitgehend übersehen, hat sich im Bamberger Domschatz eine kleine Gruppe von drei mittelalterlichen Bergkristallarbeiten erhalten. Gemäß der 1910 durch Ernst Kühnel erfolgten Zuschreibung all dieser Objekte an das fatimidische Ägypten zwischen 970 und 1170, werden auch diese Stück noch immer als „fatimidisch“ angesprochen. Einer eingehenderen Untersuchung kann diese absolute Einordnung jedoch kaum standhalten, da sie zum einen auf nur drei inschriftlich datierbaren Objekten basiert und zum anderen bereits in den 1930er Jahren durch wieder erschlossene arabische Quellen des Mittelalters zumindest in Frage gestellt wurde.
Einen wesentlichen Hinweis auf einen deutlich früheren Entstehungskontext zahlreicher orientalischer Bergkristallarbeiten bildet zudem ein Bestand von Werken, für den eine Verbindung zu den Ottonen äußerst wahrscheinlich erscheint. Die prominentesten Beispiele dieser Gruppe finden sich dabei am Ambo Heinrichs II. in Aachen. Eine jüngst erfolgte, detaillierte Untersuchung dieser beiden Arbeiten erbrachte deutliche Unterschiede sowohl in stilistischer als auch technischer Hinsicht gegenüber jenen Stücken, die gesichert in fatimidischen Werkstätten entstanden. Hingegen konzentriert sich eine bemerkenswerte Anzahl weiterer, den Aachener Beispielen eng verwandter Stücke gerade an jenen Orten, die unter den Ottonen in herausragender Weise gefördert wurden. Zu nennen wären hier besonders Quedlinburg, Essen und Bad Gandersheim. Geschaffen im islamischen Orient, lange bevor man in Westeuropa zu ähnlichen technischen Leistungen in der Lage war, stellten sie hier zweifellos einzigartige und herausragende Kostbarkeiten dar.

Auch die Bergkristallarbeiten des Bamberger Domschatzes wurden immer wieder mit den Bistumsstiftern Heinrich und Kunigunde in Verbindung gebracht und sicher geschah dies auch im Wissen um die Prominenz orientalischer Bergkristallarbeiten in den ottonischen Stiftungen. Im Beitrag werden aktuelle Ergebnisse eines laufenden Forschungsprojektes vorgestellt, das die Bamberger Stücke im Kontext der mittelalterlichen Bergkristallarbeiten neu einordnet und ihre Entstehung und Funktion näher beleuchtet.


Marcus Pilz absolvierte von 1998 - 2002 eine Ausbildung zum Vergolder und Fassmaler mit anschließender Berufstätigkeit. Von 2008 - 2012 studierte er Kunstgeschichte, Germanistik und Kirchengeschichte in München. Von 2010 - 2011 war er freier Mitarbeiter im Lektorat des C.H. Beck Verlages und bis 2014 als Tutor am Kunsthist. Institut München tätig. Seit 2012 promoviert er bei Prof. Avinoam Shalem.