Tagungsbeitrag

Fircks, Juliane von:

Wegmarken – Stempel auf Seidenstoffen als Quelle kulturhistorischer Erkenntnis

Panni tartarici, gewebte Seidenstoffe aus dem Mongolenreich (1279-1368), haben sich verteilt über ganz Europa in unterschiedlichen Überlieferungszusammenhängen erhalten. Einige der Gewebe zeigen auf der Rückseite in dunkler Tinte ausgeführte Stempelabdrücke, deren einstige Funktion und Bedeutung ungeklärt ist. Sie sind von unterschiedlicher Form und tragen heute unleserlich gewordene Inschriften. Oft sind mehrere Stempelabdrücke dicht nebeneinander platziert. Es ist auszuschließen, dass die Stempel in Europa aufgebracht wurden. Vielmehr verweisen sie auf kulturelle Praktiken im Zusammenhang mit der Produktion und dem Vertrieb von Seidengeweben, wie sie in Asien, vor allem in China, seit frühester Zeit nachgewiesen sind. Die Stempel auf den panni tartarici zeigen dabei keine Ähnlichkeit zu den traditionellen chinesischen Siegeln, vielmehr ähneln sie Stempeln auf persischen Urkunden der Mongolenzeit.
Der Beitrag sucht das Erkenntnispotential auszuloten, dass diese aufgedruckten Zeichen nicht nur für die Textilforschung, sondern auch für eine breiter angelegte Geschichte der kulturellen Austauschbeziehungen zwischen Asien und Europa im Spätmittelalter besitzen.

- Dr. Juliane von Fircks, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Promotion an der FU Berlin (2006)
- Volontariat am Museum Wiesbaden (2000-2003)
- Wiss. Mitarbeiterin an der Ernst Moritz-Arndt Universität Greifswald (2004-2006)
- Wiss. Assistentin der Johannes Gutenberg Universität Mainz (2006-2012), DFG-finanzierte „Eigene Stelle“ mit dem Habilitationsprojekt „Luxusgewebe des Orients im spätmittelalterlichen Europa“ (2013-2015)
- seit Februar 2015 Wiss. Mitarbeiterin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Forschungsschwerpunkte:
deutsche und französische Skulptur des Mittelalters
asiatische und europäische Textilien im funktionalen Kontext
transkulturelle Austauschprozesse zwischen Asien und Europa im späten Mittelalter
Künstleraustausch und Künstlerkontakte in der Zeit um 1500