Tagungsbeitrag

Ulmann, Arnulf von:

Von den Unwegsamkeiten, Prävention durchzusetzen

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1998 – 99 führte das Museum eine Studie zu Schadstoffen in den Sammlungen und Depots durch. Die Tagung der Indoor Air Quality Working – Group in Glasgow 1998 empfahl auf Grund von Unsicherheiten bei Schadstoffanalysen und der eingeschränkten Aussagekraft bestimmter Schadstoffkonzentrationen

(Schwellenwerten) Schadstoffe zu versiegeln, auszutauschen und Werkstoffe zu vermeiden.

Seitdem werden am Germanischen Nationalmuseum grundsätzlich alle Werkstoffe beprobt, bzw. ausgetauscht, sofern in Sammlungen und Depots Neuordnungen anstehen. Die Materialfülle, die ein Museum in Ausstellungen und Sammlungen benötigt, ist schier unübersehbar. Wenn Wandanstriche und Holzverbundwerkstoffe heute kein Problem mehr darstellen sollten, so besteht noch immer für viele Materialbereiche ein Risiko, das nur durch Beprobungen ausgeschlossen werden kann.

Das Germanische Nationalmuseum verfügt heute über ein Materialverzeichnis das aber nur da zuverlässig sein kann, wo die Produzenten und das Produkt eindeutig identifiziert werden könnten, was z. B. für Textilien unmöglich ist. Häufig müssen Kompromisse eingegangen werden, da gänzlich schadstofffreie Produkte nicht zur Verfügung stehen oder für diese seitens der Gewerke keine Gewährleistung übernommen wird. Bei Vitrinen erscheint die Realisierung von Schadstofffreiheit besonders problematisch. Es werden zukünftig in Verträgen Materialien verbindlich abgesprochen werden müssen. Gleichfalls wird sich auch das Vertragrecht für Planer aller Art ändern müssen. Sie werden aktive in die Vermeidung von Schadstoffen einzubinden sein.

Angesichts der umfangreichen Aufgabenstellung in der Prävention mit der stets wachsenden Dominanz der Naturwissenschaften erhebt sich die Frage, ob hier Restauratoren erfolgreich sein können, die ohnehin bislang auf Anforderungen reagierten nicht aber systematisch gestalterisch wirken konnten. Prävention ist derart umfangreich, dass es in einem Restauratorenstudium nicht bewältigt werden kann. Es erscheint daher unabweislich, einen eigenständigen Beruf zu entwickeln, dessen Lehrinhalte und Realisierung in einer Diskussion zwischen Museen und Hochschulen festzulegen sind.

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Institut fär Kunsttechnik und Konservierung, Germanisches Nationalmuseum, Närnberg