Projektdokumentation

Hofmann, Joachim:

Eindachung eine umweltgeschädigten Baudenkmals in traditioneller Schieferdeckung zwecks Nutzung als Demonstrationsobjekt – ein Beitrag zur modellhaften Bewahrung der historischen Kulturlandschaft.

01.06.2007 bis 31.05.2008

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Inhalt
Beteiligte

Dachdeckung neu
Dachdeckung neu
Im denkmalgeschützten Gebäudekomplex "Herrnhuter Colonie" in Ebersdorf nimmt das "Große Brüderhaus" eine zentrale Position ein. Das umweltgeschädigte, in einem schlechten baulichen Zustandbefindliche Gebäude wird saniert und zu einem Ausstellungs- und Begegnungszentrum umgestaltet. Durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt wird die Schieferdeckung des Daches mit einheimischem Schiefer gefördert.

Gefördert durch die DBU



Dieses Projekt wurde gefördert durch
die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
AZ 25538/01

 
Inhalt

Aufgabenstellung
Die Evangelische Brüdergemeine Ebersdorf gestaltet eines ihrer denkmalgeschützten Häuser, das „Große Brüderhaus“ zu einem Ausstellungs- und Begegnungszentrum für den Ort und die Region Saalburg-Ebersdorf um. Das 1796 als Tuchfabrik errichtete Gebäude war in den letzten Jahren ungenutzt und in einem schlechten baulichen Zustand.
Mit Hilfe der DBU-Förderung wird das umweltgeschädigte Dach des Gebäudes instand gesetzt. Aufgrund des historischen Hintergrundes, der traditionellen Verwendung einheimischen Schiefers in der Region sowie der unmittelbaren Nähe der Produktionsstätte des Schiefers zum Ort der Verwendung erfolgt die Deckung des Brüderhauses mit Schiefer aus der Region Lehesten in „Altdeutscher Deckung“ mit „Thüringer Hieb“.
Damit wird ein Demonstrationsobjekt geschaffen, mit dem sowohl dem Laien als auch Auszubildenden und Fachleuten
-das ästhetisch wertvolle Deckungsbild der „Altdeutschen Deckung“
-die hohe Resistenz der Deckung gegen Umwelteinflüsse
-die hohe Sturmsicherheit einer Schieferdeckung
gezeigt werden kann.
Mit dem Vorhaben soll gezeigt werden, dass die Konstruktionseinheit „Dach“, bestehend aus
Thüringer Schiefer
Nagelung
Unterspannbahn (Vlies)
Dachschalung
eine gemeinsame Liegezeit von mindestens 100 Jahren besitzen kann.

Ablauf der Arbeiten
Mit den Arbeiten am Dach wurde im August 2007 begonnen. Ausführende Firma war die „Lobensteiner Dachdecker eG“. Zunächst wurde das vorhandene Schieferdach demontiert. Schiefer, Dachpappe und Kehlbleche wurden abgerissen. Der Schiefer war sehr brüchig, obwohl die Sichtseite gleichmäßig gut aussah. Die Dachpappe war verbraucht. Die Schalung befand sich überwiegend in optisch gutem Zustand, es gab nur wenige morsche Bretter. Aber durch die lange Liegezeit war die Schalung sehr hart, zudem nur aus ca. 20 mm starken Brettern bei einem Sparrenabstand von teilweise 120 cm. Aus diesem Grund konnte die Schalung nicht wieder verwendet werden. Die Bretter würden federn, die Nägel würden sich nicht gut einschlagen lassen und die Schiefer beim Aufnageln brechen. Nach Abriss der Schalung wurden einige beschädigte Balken ersetzt. Nach Vorgaben des Statikers wurde die Dachkonstruktion an einigen Stellen verstärkt, zusätzliche Holzstützen eingesetzt, an andere Elementen wurden Metallwinkel angebracht. Diese Arbeiten wurden von der Zimmerei Berger ausgeführt. Zu den vorhandenen 7 Dachgauben (vier große und 3 kleine) wurden zwei weitere montiert, die ursprünglich auf dem Gebäude vorhanden waren, wie auf historischen Fotos zu sehen ist.
Nach Aufbringen der neuen Schalung in 24 mm Stärke wurde mit der Schieferdeckung begonnen, zunächst mit der Nordseite, um die für die Wettereinwirkung notwendigen Überstände zu erreichen.
Durch den frühen Wintereinbruch mussten die Arbeiten schon in der ersten Novemberhälfte eingestellt werden. Der witterungsbedingte Stillstand hielt bis in die zweite Märzhälfte 2008 an. Dann wurden die Arbeiten zügig zu Ende gebracht, einschließlich der Montage der Blitzschutzanlage. Die Abnahme der Dachdecker-Arbeiten erfolgte am 06.05.2008.

Ergebnisse
Das Gebäude wurde mit Thüringer Schiefer aus der Region Lehesten in „Altdeutscher Deckung“ mit „Thüringer Hieb“ eingedeckt. Es ist eine sehr gut gelungene, in einwandfreier handwerklicher Arbeit ausgeführte Dachgestaltung entstanden. Dieses Dach wird zukünftig maßgeblich das Aussehen des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes „Herrnhuter Colonie“ mitbestimmen.
Für die Befestigung der Schiefer wurden in drei markierten Bereichen drei verschiedene Nägelarten verwendet: feuerverzinkte Stahlnägel, Kupfernägel und Edelstahlnägel. Damit soll zu gegebener Zeit eine Aussage über die möglicherweise unterschiedliche Haltbarkeit der Nägel gemacht werden können. Hierzu ist eine Sichtkontrolle in regelmäßigen Abständen erforderlich.
Der endgültige Abschlussbericht steht noch aus, da das Gutachten von Prof. Hofmann noch nicht vorliegt.

Öffentlichkeitsarbeit
Neben der Darstellung in der Datenbank des Hornemann-Instituts wird das Projekt auch auf der Web-Seite des „Ausstellungs- und Begegnungszentrums Johann Amos Comenius“ berichtet.
Während der Dachdeckungsarbeiten wurde ein kleiner Dokumentarfilm erstellt, der als DVD dem Abschlussbericht beigelegt wird.
Im Ausstellungs- und Begegnungszentrum wird ein Ausstellungsraum gestaltet, in dem über die ausgeführten Arbeiten berichtet wird. Gleichzeitig erfährt die DBU als Förderer des Projektes eine Präsentation ihrer Aufgaben und Zielstellungen.
Durch die „Lobensteiner Dachdecker eG“ wurde ein Modell (ca. 2 m²) der ehemaligen und jetzigen Dachdeckung hergestellt, das ebenfalls im Ausstellungsraum präsentiert wird.
Bei künftigen Ortsbesichtigungen und –führungen wird die Dachgestaltung mit einbezogen werden. Leider kann man die Details dieser Arbeit nicht so gut erkennen, da es sich um ein relativ hohes Gebäude handelt. Fotos von einzelnen Dachelementen werden im Ausstellungsraum präsentiert.
Ein Informations-Blatt über die Dachgestaltung und die Förderung durch die DBU ist in Vorbereitung.

Fazit
Durch die Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ist in der Ev. Brüdergemeine Ebersdorf ein repräsentatives Gebäude entstanden. Gleichzeitig wird ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der historischen Kulturlandschaft in unserer durch den Schieferabbau geprägten Gegend geleistet. Durch die lange Lebensdauer eines Schieferdaches von etwa 120 Jahren wird die Nachhaltigkeit einer an sich relativ teuren Deckungsart erbracht. Das fertige Dach demonstriert das hohe Niveau der handwerklichen Kunst des in unserer Region beheimateten Schieferdeckens.

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DOI (Digital Object Identifier)

10.5165/hawk-hhg/138

Beteiligte

  • Joachim Hofmann (Autor/in)
  • Heinz-Dieter Fiedler
    Herrnhuter Brüdergemeine Ebersdorf
    E-Mail: hdf@[Diesen Teil löschen]directbox.com