Tagungsbeitrag

Hildesheim und Rom - Architektur und Liturgie

Mit Bischof Bernward als Gründer lag die Hildesheimer Abteikirche St. Michael bereits bei ihrer Konzeption in einem dynamischen Umfeld kultureller Verknüpfungen und Austauschbeziehungen. Ihre Architektur wurde von Dehio zwar als Emanzipation von den frühchristlichen Bauschemata gewertet, aber wahrscheinlich spielte auf einem anderen Niveau, dem des Kirchenbaus als liturgischem Raum, dennoch eine Neuorientierung an frühchristlichen, römischen Modellen eine Rolle. Die Westausrichtung und Ausstattungsstücke wie die Christussäule deuten auf die Wirksamkeit der Vorbildfunktion Roms und den normativen Einfluss frühchristlicher Konzepte im Entwurf und in der Ausgestaltung der Michaeliskirche als sakraler Raum hin.

Ziel dieses Beitrags ist es, diesen Wirkungen nachzugehen, und die Kirche Bernwards so in ein breiteres Umfeld der Entwicklung liturgischer Raumkonzepte zu stellen.

Prof. Dr. Sible de Blaauw studierte Mittelalterliche Geschichte und Architekturgeschichte an der Universität Groningen und promovierte 1987 an der Universität Leiden. Das Thema der Dissertation Cultus et decor war die Wechselwirkung zwischen Baugestalt und liturgische Nutzung in den drei frühchristlichen Hauptbasiliken Roms. Von 1994 bis 2001 arbeitete er als Referent für Kunstgeschichte am Königlich Niederländischen Institut in Rom. Seit 2002 besetzt er den Lehrstuhl für Frühchristliche Kunst und Architektur an der Radboud Universität Nijmegen (Niederlande). Seit 2007 ist er Mitherausgeber des Reallexikon für Antike und Christentum. Seine Forschungen konzentrieren sich auf die Beziehungen zwischen Architektur und Liturgie, besonders in Rom, und auf frühchristliche Denkmäler als Orte der Erinnerung im Mittelalter und in der Neuzeit.


Radboud Universität Nijmegen