Tagungsbeitrag

Eiden, Markus:

Herstellung und Anwendung mineralischer Kompressen zur Salzverminderung an Wandmalereien

Die Wandmalereien der sog. Badstuben in Augsburg, die in den Jahren 1569-1572 unter der Leitung Friedrich Sustris von Antonio Ponzano und Alessandro Scalzi ausgeführt wurden, gehören zu den ersten bedeutenden Freskomalereien des Manierismus, die als italienischer Kunstimport die Grottesken-Dekoration in Deutschland salonfähig machten.
Durch einen Bombentreffer während des 2. Weltkrieges erlitt die bis dato vergleichsweise gut erhaltene Gesamtausstattung große Verluste. Im Bereich der Stukkaturen, Terracotten sowie der Wand- und Gewölbemalereien bewirkte die unkontrollierte Wasserinfiltration und damit verbundene Salzkontamination erhebliche Malschicht- und Strukturschäden, die auf leichtlösliche Salze, aber auch auf eine deutlich vergipste Substratoberfläche zurückzuführen waren. Aus diesem Grunde wurden umfangreiche Salzverminderungsmaßnahmen mittels mineralischen Wirkstoffkompressen durchgeführt, deren Praktikabilität und Effektivität jedoch eine vorangehende Gipsverminderung mit
Ammoniumcarbonatlösung erforderlich machte. In diesem Zusammenhang gelangten mineralische Wirkstoff- und Salzverminderungskompressen zum Einsatz, die
auf der Basis von gewaschenen Quarzsanden mit geringem
Schichtsilikat-Zusatz sowohl über Japanpapier als auch in direktem Kontakt angewendet wurden.
Der Vortrag erläutert die Wirkweise und veranschaulicht die Anwendungstechnik mineralischer Kompressen. Hinweise zur Konfektionierung und zur restauratorisch-naturwissenschaftlichen Nachuntersuchung zielen auf einen praxisorientierten Beitrag, dessen Übertragbarkeit auf andere Objekte zur Disposition steht.

Über Feuchtemessungen und über elektrische Leitfähigkeitsmessungen der Kompressenauszüge wurde der Salzverminderungserfolg maßnahmenbegleitend durch die Restauratoren evaluiert, sowie die Kompressenanzahl und die jeweiligen Kompresseneinwirkzeiten festgelegt. Darüber hinaus wurden die Maßnahmen weiterführend naturwissen-schaftlich begleitet und die Wirksamkeit, sowie die Grenzen der Salzverminderungsmöglichkeiten anhand vergleichender naturwissenschaftlicher Laboruntersuchungen ermittelt.

Dipl. Rest. (FH) Markus Eiden, 1995-2000 Studium der Restaurierung von Wandmalerei/Architekturoberfläche an der HAWK Hildesheim, seit 2009 Promotionsstudium im Fach Kunstgeschichte an der Universität Würzburg, freiberuflicher Restaurator mit Schwerpunkt Wandmalerei- und Stuckrestaurierung; Lehrtätigkeit in Theorie und Praxis im Bereich Historischer Wandmalereitechniken an der Fachhochschule Potsdam (SS 2002), an der HfBK Dresden (2004-2008) sowie am Provinzialrömischen Archäologischen Institut der Universität Innsbruck (SS2005). Internationale Vortragstätigkeit zu Theorie und Praxis der Kalkverarbeitung und methodisch- didaktischen Fragen innerhalb der Lehre der Restaurierung: http://www.limeplaster.net/wissen/technologie/technologie.htm
http://www.hornemann-institut.de/german/epubl_txt/Vortrag_Eiden_05_09.pdf