Tagungsbeitrag

Kowalski, Christine Monika:

"... da aber durch unnßer Vergulden so nur kalt, und nit durch daz feur beschieht." - Von der Verknüpfung technologischer Ergebnisse mit Augsburger Quellenschriften und der Wiederentdeckung der Silberkistler

Augsburger Prunkmöbel des frühen 17. Jh. weisen neben aufwändigen Holzkonstruktionen Kombinationen mit Edelmetallen auf. Der Pommersche Kunstschrank, der in Augsburg im frühen 17. Jh. entstand, stellt dabei ein frühes Beispiel für den Ablauf und die Verwendung von verschiedenen Materialien und der Zusammenführung von über 20 Handwerkern unter der Federführung des Verlegers und Finanziers Philipp Hainhofer (1538-1647) dar. Der Augsburger Kistler, Ulrich Baumgartner d. Ä. (Vor 1580-1652), fertigte die Holzkonstruktion dieses Prunkmöbels, das mit Silberreliefs und weiteren Silberdekoren verziert war.
In den Augsburger Handwerkerakten der Mitte des 17. Jh. wird Ulrich Baumgartner d. Ä. als Präzedenzfall für das „Schmicken mit Schnüren von Silber“ genannt. Dieser Vermerk gab den Anlass zu weiteren Untersuchungen zu Zunft überschreitenden Tätigkeiten der Augsburger Kistler, wie die Tischler in Augsburg hießen.

Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde ein Senatsdekret von 1666 analysiert. Es legte fest, dass Kistler Feinsilberfolien auf Holz aufleimen durften. Das Ergebnis lautet, dass mit diesem Augsburger Senatsdekret der Grundstein für die Entstehung des Berufes des „Silberkistlers“ gelegt wurde, dessen Bedeutung noch bis ins 19. Jh. bekannt war und dann vergessen wurde. Durch die Verknüpfung mit materialtechnologischen Erkenntnissen an Augsburger Prunkkabinetten mit Uhr des späten 17. Jh. konnte gefolgert werden, dass ein Charakteristikum dieses Berufsbildes die Kombination von Feinsilberfolien mit weiteren Materialien wie Holz, Elfenbein und Schildpatt war.

In diesem Vortrag wird einerseits die Möbelgruppe von acht Augsburger Prunkkabinetten mit Uhr mit ihren Materialien und Herstellungstechniken vorgestellt und andererseits die zu Grunde gelegten schriftlichen Quellenaussagen dargelegt. Das Ziel lautet, die Gruppe der Silberkistler und ihre Entwicklung im 17. und 18 Jh. in Augsburg vorzustellen. Die Dimension der Verknüpfung wird in ihrer Gesamtheit deutlich. Weder durch die einen, noch durch die anderen Untersuchungen und Analysen hätte es zu der Wiederentdeckung der Augsburger Silberkistler kommen können. Durch das Ineinandergreifen der Ergebnisse konnte ein ganzheitliches Bild von Augsburger Kistlern im 17. Jh. abgebildet werden.