Tagungsbeitrag

Hangleiter, Hans-Michael:

Schutz durch Überputzung – Denkmalpflegerische Anforderungen und technische Möglichkeiten

Wandmalereien an Fassaden von intakten Gebäuden sind im Allgemeinen durch Dächer und Dachüberstände ausreichend vor Bewitterung geschützt. Jedoch finden sich an Ruinen, archäologischen Freilegungen oder an besonders exponierten Fassadenflächen häufig Situationen, in denen ein Schutz durch Überdachung oder Einhausung aus technischen oder ästhetischen Gründen nicht möglich ist.
Anhand von Fallbeispielen werden Möglichkeiten und Grenzen mineralischer Beschichtungen als schützende Verschleißschicht über frei bewitterten Wandmalereien vorgestellt.

Malereien aus dem 12. Jahrhundert an der Klosterruine Limburg:
Vor ca. 15 Jahren wurde die romanische Ausmalung in den Fensterlaibungen der Klosterkirche durch eine Mörtelbeschichtung vor weiterer Verwitterung geschützt.
Nachdem die Voruntersuchung gezeigt hatte, dass der Erhaltungszustand der Malerei in den von Kalktünche abgedeckten Bereichen sehr viel besser ist, als in den offenliegenden Flächen, wurde geplant, die Malerei vollständig mit einer Kalkschlämme abzudecken. Um die Haltbarkeit der relativ weichen, mit Luftkalk gebundenen Schutzschicht zu erhöhen, wurde eine zweite, silikatisch gebundene, pigmentierte Schlämme aufgetragen. Regelmäßige Kontrollen haben gezeigt, dass der Aufbau der Schutzschicht auch extremen Witterungsbedingungen standhält.


Wandgemälde des frühen 14. Jahrhunderts in der Katharinenkirche Steinau an der Straße:
Die Wandgemälde im Chor der Katharinen Kirche sind zum Teil willkürlich freigelegt, zum Teil unter etlichen instabilen Tüncheschichten verborgen. Um dem Chor wieder zu einem würdigen Erscheinungsbild zu verhelfen, sollte ein Überfassungskonzept entwickelt werden, bei dem alle Tüncheschichten erhalten bleiben und ein direkter Kontakt zwischen Neuanstrich und freigelegter Malerei vermieden wird.
Vorgestellt wird ein Überfassungskonzept, bei dem freiliegende Malerei durch eine Beschichtung mit Cyclododecan vor direktem Klebekontakt geschützt wird.

Konzept für großflächige, reversible Überputzungen an Fassadenmalereien:
Auf Grundlage der vorliegenden Erfahrungen wurde anhand von Musterflächen ein Konzept zur großflächigen, vollständig reversiblen Beschichtung von Wandmalereien erarbeitet.
Wie am Beispiel Steinau wurde ein direkter Klebekontakt mit empfindlichen Malschichten durch eine partielle Beschichtung mit Cyclododecan verhindert. In großflächigen, weitgehend geschlossenen Malereibereichen erfolgte eine mechanische Verbindung zwischen Untergrund und Beschichtung über die Verankerung an kleinsten Fehlstellen.