Conference paper

Hirche, Walter:

Grußwort des Präsidenten der deutschen UNESCO Kommission

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrter Herr Pastor Woltmann ,
sehr geehrter Herr Dr. Hudy
sehr geehrter Herr Dr. Gerhard Lutz und Frau Dr. Angela Weyer
sehr geehrte Damen und Herren,

erst vor wenigen Wochen ging die 34. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in Brasilia zu Ende. Deutschlands Welterbestätte „Altstadt von Goslar und Bergwerk Rammelsberg“ wurde um die Oberharzer Wasserwirtschaft erweitert. Dass die deutschen Kandidaten für die Welterbeliste der UNESCO so erfolgreich sind, trägt sicher auch der Tatsache Rechnung, dass Deutschland an den Schutz seiner zum universellen Erbe der Menschheit erklärten Kultur- und Naturstätten die höchsten Maßstäbe anlegt.

Seit über 30 Jahren wirkt Deutschland an der Erfolgsgeschichte der Welterbekonvention mit. Wir wissen, mit dem Weltkultur- und naturerbe ist die UNESCO nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Staaten dieser Welt höchst erfolgreich. Wer das Wort „UNESCO“ hört, denkt meist unmittelbar an die mittlerweile 911 UNESCO-Welterbestätten weltweit.

187 Staaten, das heißt rund 97 Prozent aller UNESCO-Mitgliedstaaten, haben inzwischen das UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt von 1972 ratifiziert. Damit hat sich das Übereinkommen zum international umfassendsten Instrument entwickelt, das jemals von der Weltgemeinschaft zum Schutze ihres kulturellen und natürlichen Erbes geschaffen worden ist. Der Stolz, eigene Kultur- oder Naturstätten von herausragender Bedeutung und universellem Wert auf der Welterbeliste zu verankern, verbindet sich mit der Einsicht, dass diese Stätten zum gemeinsamen Erbe der Völkergemeinschaft gehören. Mit dem Eintrag eines Gutes als Welterbestätte verpflichtet sich der Vertragsstaat somit, für den Erhalt der Stätte im Namen der gesamten Menschheit die Verantwortung zu übernehmen. Global denken, lokal handeln - das gilt auch für die Verantwortlichen der Welterbestätten. Sie werden zu Botschaftern der UNESCO vor Ort.

Deutschland ist mit 33 Welterbestätten weit überdurchschnittlich auf der Welterbeliste vertreten. Die deutschen Welterbestätten sind herausragende Beispiele der Kultur und Geschichte sowie mit dem Weltnaturerbe Wattenmeer auch der einzigartigen Natur unseres Landes. Sie vermitteln die Vielfalt und Einzigartigkeit der Welterbestätten weltweit. Welterbestätten sind einzigartig, das heißt aber nicht, dass sie dadurch zur Vereinzelung verurteilt wären. Im Gegenteil, gemeinsam bilden sie ein globales und von Jahr zu Jahr engmaschiger werdendes Netzwerk.

Die Michaeliskirche ist seit 1985 Teil dieser grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Geiste der UNESCO. Zu Recht gilt sie als außergewöhnliches Zeugnis der religiösen Kunst im Heiligen Römischen Reich. Gemeinsam mit dem Dom und den zu ihnen gehörenden Kunstschätzen vermittelt sie einen umfassenden Zugang zum Verständnis von Gestaltung und Einrichtung romanischer Kirchenräume im christlichen Abendland.

Es freut uns, dass die Welterbestätte „Dom und Michaeliskirche in Hildesheim“ das Jubiläumsjahr Michaelis 2010 nutzt, um sich nicht nur als Ort besonders sorgfältiger Denkmalpflege ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, sondern auch um ihre Rolle als Vermittler der UNESCO-Welterbeidee zu stärken.

Sehr gerne hat die Deutsche UNESCO-Kommission daher die Schirmherrschaft über das Symposium „1.000 Jahre St. Michael in Hildesheim“ übernommen. Lassen Sie mich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen für das große Engagement, das sich auch in diesem umfangreichen, informativen wie unterhaltenden Programm widerspiegelt. Aus dem Austausch unter den Fachdisziplinen Kunstgeschichte, Kirchengeschichte, Archäologie, Architektur und Restaurierung sind neue Impulse zu erwarten, die den Welterbestatus sicher untermauern werden.

Mein besonderer Dank gilt dem Hornemann-Institut der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, das der Deutschen UNESCO-Kommission durch eine langjährige Zusammenarbeit im Sinne der Welterbeidee vertraut ist. Genannt seien an dieser Stelle nur Projekte wie der Koffer zum Welterbe St. Michaelis oder der Fotowettbewerb „Mein Bild vom Weltkulturerbe“. Beide Projekte des Instituts zeigen beispielhaft, wie gut sich das Welterbe Hildesheimer Dom und Michaeliskirche in und außerhalb des Unterrichts thematisieren lassen.

Damit greifen Sie in Hildesheim ein zentrales Anliegen des Welterbegedankens auf: UNESCO-Welterbestätten sind per se wichtige Bildungsstätten. Für die Unterzeichner-staaten der Konvention ist es eine bindende Verpflichtung, durch Informations- und Bildungsprogramme die Wertschätzung des Erbes auf breiter Basis zu stärken. Denn all unsere Bemühungen um den Erhalt des kulturellen und natürlichen Erbes dieser Erde werden nutzlos sein, wenn es uns nicht gelingt, auch unsere Jugend von dieser Vision zu begeistern. Besonders freut es uns daher, dass das Jubiläumsjahr Michaelis 2010 zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche aufgreift, um das Interesse junger Menschen für das Welterbe zu wecken.

Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche uns allen neue Erkenntnisse zur kulturellen Wirkgeschichte des ehemaligen Benediktinerklosters St. Michael!