Projektdokumentation

Bredenbeck, Martin; Gotzmann, Inge:

Fachtagung: Synergien zwischen Kulturgüterschutz und Naturschutz? Rohstoffabbau in der historischen Kulturlandschaft

07.11.2011 bis 23.03.2011

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Beteiligte

Steinbruch der Firma Lauster in Maulbronn (Foto: Lauster Steinbau)
Steinbruch der Firma Lauster in Maulbronn (Foto: Lauster Steinbau)
Zielsetzung und Anlass
Das Projekt thematisiert Zusammenhänge von Rohstoffabbau und Genese von Kulturlandschaften sowie die Belange des Denkmal- und insbesondere des Naturschutzes. Diese werden in ihren Eigenarten und Beeinflussungen dargestellt. In historischer Perspektive ist Rohstoffabbau v.a. von Werkstein ein Grundfaktor für die Entstehung vieler Kulturlandschaften. Für die Gegenwart ergeben sich Fragen nach Naturschutz für in den Abbaustellen entstandene, oft geschützte Lebensräume, aber auch nach der Möglichkeit, historische Abbaustellen zur Gewinnung von Material für die denkmalgerechte Renovierung historischer Bauten zu reaktivieren. Die Dialoge an der Schnittstellen dieser Fachperspektiven sollen gefördert werden, da vielfach gegenseitige Ablehnung und Unkenntnis festzustellen sind. Auch der Aspekt wirtschaftlicher Zusammenhänge bzw. von Nachhaltigkeit bei der Schließung einheimischer Abbaustellen und der Notwendigkeit, dann Rohstoffe zu importieren, ist zu berücksichtigen. Das Projekt führt die unterschiedlichen Akteure und ihre Interessenlagen zusammen, um den Austausch zu fördern und über verstärkte Kommunikation eine ausgewogene Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Ziele des Projekts sind daher Impulse u.a. zu den Themen Natur- und Denkmalschutz im Dialog, Nachhaltige Nutzung regionaler Abbauflächen, Materialgerechte Erhaltung regionaler Baukultur und historischer Handwerkskunst, Umweltentlastung u.a. Die Fokussierung auf Naturwerkstein scheint als besonders geeignet.


Ergebnisse und Diskussion
Der bei der Tagung vermittelte Dialog der unterschiedlichen Perspektiven wurde von den Vertretern von Naturschutz, Denkmalschutz, Kulturlandschaftspflege, Baustoffwirtschaft u.a. als sehr konstruktiv und positiv anregend empfunden. Vor allem die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Interessenverbänden der Steinindustrie in Baden-Württemberg und die Konzepte zur Vermittlung und Vermarktung des Themas Steinabbau als Beitrag zur lokalen Identitätsbildung in Sachsen haben Vorbildwirkung gehabt.
Werksteine wurden als wichtiger Teil unseres Rohstoffbedarfs erkannt, sowohl für den Neubau als auch für die denkmalgerechte Instandsetzung historischer Bauten. Weitere Nachfrage ergibt sich aus der Herstellung von Grabmälern, im Gartenbau, für die Steinbildhauerei u.a. Ein großer Teil dieses Bedarfs wird allerdings aus z.T. weltweiten Importen gedeckt, obwohl hinsichtlich der Wertschöpfung, der Materialgerechtigkeit, der ökologischen Vertretbarkeit und der Arbeitsbedingungen heimischer Werksteinabbau vielerlei Vorteile bietet. Die durch die Vorträge und auf der Exkursion vermittelten guten Erfahrungen und Ansätze der Zusammenarbeit von Natur- und Denkmalschutz (Kulturgüterschutz) wurden als Eigenheit des Werksteinabbaus erkannt. Die positive Bilanz ergibt sich aus Faktoren wie der Kleinflächigkeit dieser Eingriffe, aus neu entstandenen Lebensräumen, aus positiv konnotierten Zusammenhängen (z.B. "aus diesem Steinbruch ist das Welterbe Kloster Maulbronn/Kölner Dom entstanden") usw. Diese Potentiale lassen sich z.B. durch ein integratives Steinbruchmanagement umsetzen. Deutlich wurde auch, dass das Feld des Massenrohstoffabbaus von anderen Bedingungen geprägt ist, so dass hier die positive Zusammenarbeit der Disziplinen z.B. angesichts der Großflächigkeit der Eingriffe viel schwieriger zu erreichen ist. Als Ergebnis wurden 8 Kernpunkte formuliert (vgl. Zwischenbericht):

1. Bedarf erkennen, Heimisches Material (Qualität, Haltbarkeit) vermitteln, Rohstoffvorsorge treffen
2. Denkmalpflege und regionale Baukultur unterstützen, material- und fachgerecht arbeiten
3. Ehemalige oder aufgelassene Abbauflächen von Werkstein als Sonderbiotope erkennen und pflegen, dabei ggf. den Steinbruch umsichtig nutzen
4. Abbauflächen als Kulturlandschaftselemente erkennen und in Wert setzen, z.B. touristisch
5. Die zum Werksteinabbau zugehörigen Kulturlandschaftselemente (Transportwege und ihre Beläge, Halden, spezifische Lebensräume, Bauwerke und Kleindenkmäler aus lokal anstehendem Material, Mauern wie Stützmauern und Einfassungen, Siedlungen für die Arbeitskräfte usw.) erkennen und vermitteln
6. Regionale Wertschöpfung ermöglichen und soziale Verantwortung wahrnehmen
7. Dialog und Kooperationen fördern, notwendige Kompetenzsteigerung z.B. bei Kommunen und Bürgerinitiativen fördern
8. Vermittlungsarbeit leisten, Wissenstransfer ermöglichen, Werksteinabbau als Teil von Bildung für nachhaltige Entwicklung etablieren


Fazit
Die Auseinandersetzung mit Rohstoffabbau in der historischen Kulturlandschaft ist ein sehr gut geeigneter Ansatz, um die Perspektiven verschiedener Fachdisziplinen zu thematisieren und eine facettenreiche Darstellung kulturlandschaftlicher Zusammenhänge zu geben. Dies gelingt u.a. dadurch, dass die im Laufe der Zeit wechselnde Zuständigkeit sichtbar wird: Historische Wirtschaftsprozesse führten zu Landschaften, die einst in Kauf genommen wurden, erst später als Kulturlandschaften geschätzt und geschützt werden. Neben dem Naturschutz erheben heute auch andere Interessen und (Nach-)Nutzungsmodelle (Materialbedarf usw.) ihre berechtigten Ansprüche. Am Beispiel des Werksteins lassen sich die möglichen Synergien gut darstellen. Das Projekt lieferte einen Baustein zum Dialog von Disziplinen, die sich oft als Konkurrenten betrachten. Zunehmend stellen sie jedoch fest, unter dem Begriff der "Kulturlandschaft" zu gemeinsamen Zielen finden zu können. Es hat sich gezeigt, dass sich die Thematik gut für den Austausch mit europäischen Partnern eignet. Das Projekt hat gute Resonanz in der Fachwelt erfahren und zu Folgeprojekten geführt.

Gefördert durch die DBU



Dieses Projekt wurde gefördert durch
die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
AZ 29431/01

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