Tagungsbeitrag

Niemeyer, Rolf; Furmanek, Peter:

Kompressenentsalzung im Wasserbad an zwei Sandsteinobjekten aus ostfriesischen Kirchen

In diesem Beitrag werden zwei Entsalzungsmaßnahmen vorgestellt, die an dem Sandsteinrelief der Antoniuskirche in Petkum und an dem Manninga-Epitaph der Nikolauskirche in Pewsum durchgeführt wurden. Beide waren über Jahrhunderte in der jeweiligen Kirche im Mauerwerk eingebaut. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Salze in sie einwandern konnten. Nicht zuletzt durch den Einbau von Kirchenheizungen kam es zu Salzschäden in Form von Absandungen und Abplatzungen.
Aufgrund dieser Schäden wurde das Sandsteinrelief in Petkum aus dem Mauerwerksverband herausgenommen und vor die Wand im Langhaus wieder aufgestellt. Diese Maßnahme zeigte aber nicht den gewünschten Effekt; es wurde nach wie vor ein Absanden festgestellt. Durchgeführte Salzuntersuchungen ergaben einen Salzgehalt von 1,3Ma.%. Daraufhin wurde beschlossen, das Relief zu entsalzen; zu mal es auch eine steinplattenartige Geometrie aufwies (Länge: 213 cm; Breite: 110 cm; Dicke: 10 cm - 20cm). Es wurde eine Kompressenentsalzung zunächst im Sandbett und später im Wasserbad durchgeführt; d.h. das Relief lag bis zur Oberkante der Ansichtsfläche im Sandbett bzw. im Wasserbad; darauf wurde Cellulose als Kompressenmaterial gelegt. Der Entsalzungsfortschritt wurde kontinuierlich anhand von Salzanalysen des Kompressenmaterials ermittelt. Nach zwei Jahren war eine Salzreduktion von über 90Ma.% eingetreten, was durch Analysen von Bohrmehlproben nachgewiesen werden konnte. Da aber hauptsächlich leichtlösliche Salze herausgelöst wurden, bildete sich ein leichter Gipsschleier auf dem Relief; dieser konnte aber mechanisch entfernt werden.

Aufgrund dieser erfolgreich durchgeführten Entsalzungsmaßnahme wurde beschlossen, das Manninga-Epitaph aus Pewsum auf die gleiche Weise zu entsalzen. Allerdings ist dieses Epitaph im Gegensatz zum Sandsteinrelief aus Petkum deutlich körperhafter; außerdem wurden unterschiedlich hohe Belastungen an hygroskopischen Salzen zwischen 1% und 2,5% festgestellt. Auch in diesem Fall wurden kontinuierliche Salzanalysen der Kompressen und auch an Bohrmehlproben durchgeführt. Es war aber zu erwarten, dass an diesem Objekt die Entsalzung länger dauern würde als an dem Relief aus Petkum. Nach ca. fünf Jahren wurde auf Anordnung des Eigentümers (Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover) die Entsalzungsmaßnahme trotz erheblicher Bedenken seitens der Denkmalpflege abgebrochen. Nun ist geplant, die “wertvollsten Epitaphteile“ in der Nikolauskirche wieder aufzustellen.

Dipl. Lab. Chem. Rolf Niemeyer; Chemiestudium mit Schwerpunkt Werkstoffwissenschaften.
Im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege zuständig für materialkundliche Untersuchungen.
Mitarbeit am WTA-Merkblatt “Zerstörungsfreies Entsalzen von Naturstein und anderen porösen Baustoffen mittels Kompressen“.
Co-Autor „Erfahrungen und denkmalpflegerische Strategien – Beispiel des Kreuzgangs der Michaeliskirche in Hildesheim“; in "Mauersalze und Architekturoberflächen", Tagungsbeiträge 1.-3. Febr. 2002, Hochschule für Bildende Künste Dresden, S. 94-106; (2003).
Co-Autor des Beitrags “Diagnostic investigations to define the possibility and the effectiveness of desalination with the poultice-technique – A Case Study”; der Tagung “Salt Weathering on Buildings and Stone Sculptures”; The National Museum Copenhagen, 22. – 24. October 2008.

Peter Furmanek; Restaurator, Hannover