Tagungsbeitrag

Wolter von dem Knesebeck, Harald; Wulf, Christine:

Die Decke von St. Michaelis in Hildesheim – ein epigrafisch-stilkritisches Streitgespräch

Das Deckengemälde der St. Michaeliskirche in Hildesheim wird aus kunsthistorischer Sicht mit sehr guten Argumenten auf die Zeit um 1240/50 datiert. Ein wissenschaftliches Problem ergibt sich aus der Tatsache, dass die Buchstabenformen der zahlreichen Inschriften auf diesem Deckengemälde nach epigrafischen Kriterien deutlich früher, nämlich bald nach 1200 zu datieren sind, was auch vom dendrochronologischen Befund nahegelegt wird.

Das diskussionsoffene Streitgespräch versucht, dieser Diskrepanz methodisch auf den Grund zu gehen. Sind allein die Restaurierungen für diese chronologische Inkongruenz verantwortlich zu machen? Oder ist es denkbar, dass im Fall eines qualitätsvollen Kunstobjekts wie der Hildesheimer Decke die monumentale Malerei tatsächlich der kleinformatigen Buchmalerei zeitlich vorangeht?


Dr. Christine Wulf, geb. 1957. Promotion an der Universität Göttingen im Fach Ältere Deutsche Literatur über eine Bibelhandschrift des späten Mittelalters. Seit 1987 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Inschriftenkommission der Göttinger Akademie der Wissenschaften. Seit 2000 Lehrbeauftragte am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen (Diplomatischer Apparat). Inschriftenbände: 1989 Die Inschriften der Stadt Hameln; 2003 Die Inschriften der Stadt Hildesheim; 2014 Die Inschriften des Landkreises Hildesheim. Aktuelles Bearbeitungsgebiet: Die Inschriften des Landkreises Wolfenbüttel.

Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck; Studium der Kunstgeschichte in Göttingen und München, Grundförderung und Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes, dazwischen Stipendium der Dr. Günther Findel-Stiftung zur Förderung der Wissenschaften an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, Promotion 1998 in Göttingen zum Elisabethpsalter, danach Forschungsstipendiat des Landes Niedersachsen am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München und Postdoktorandenstipendiat beim Graduiertenkolleg "Kirche und Gesellschaft im Hl. Römischen Reich des 15. und 16. Jahrhunderts" der Universität Göttingen, 2000-2006 Wissenschaftlicher Assistent für Kunstwissenschaft an der Kunsthochschule Kassel in der Universität Kassel, in dieser Zeit im Sommersemester 2004 Vertretung einer C3-Professur für mittelalterliche Kunstgeschichte an der Universität Osnabrück, 2006 in Kassel Habilitation mit der Schrift "Bilder für wirt, wirtin und gast. Studien zur profanen Wandmalerei von 1200 bis 1500." (Druck in Vorbereitung), vom Wintersemester 2006/07 bis zum Wintersemester 2007/08 Vertretung einer Hochschuldozentur für Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden, seit 1.4.2008 Professor für Kunstgeschichte unter besonderer Berücksichtigung des Mittelalters an der Universität Bonn.