Tagungsbeitrag

Brandt, Mirjam:

Heiligkeit als Denkmalschutz – Das Phänomen der anachronistischen Sekundärreliquien

An einigen Orten sind mittelalterliche vasa sacra bis zum heutigen Tag in Gebrauch. So wird in der Kölner Apostelkirche an hohen Feiertagen mit dem sogenannten Kelch des heiligen Heribert zelebriert. Der berühmte heilige Bischof und Lokalheilige lebte im 11. Jahrhundert – der Kelch hingegen datiert aus dem 13. Jahrhundert. In Hildesheim finden sich diverse Objekte, die mit der Person Bischofs Bernwards verknüpft werden, obgleich er sie nicht selbst in Händen gehalten haben kann. Diesen und ähnlichen Objekten ist gemein, dass ihre Verbindung zu der Person eines lokalen Heiligen hinsichtlich ihrer Datierung zwar nicht zu rechtfertigen ist, aber dennoch in der Frömmigkeitstradition über Jahrhunderte hinweg Bestand hatte. Das Phänomen lässt sich mit dem Begriff der anachronistischen Sekundärreliquien fassen.

Der Vortrag widmet sich den Fragen, inwiefern sich dafür ein Muster erkennen lässt, welche legendenbildenden sowie Verehrung legitimierenden Strategien der Begriff umfassen kann und ob ein Unterschied zu solchen Objekten besteht,die mit dem Namen einer Stifterpersönlichkeit verbunden sind, ohne dass diese heiliggesprochen wäre.


Studium der Kunstgeschichte, französischen Sprache und Literatur, Theaterwissenschaft sowie der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an den Universitäten Leipzig und Hamburg. Magisterarbeit zum Thema „Eine place royale aus Zufall? Der Fall Arles“. Mitarbeit an der kritischen Edition des „Traitée des statues“ von François Lemée (Hg. v. D. Bodart und H. Ziegler, Weimar 2012). Promotionsstudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit einer Dissertation über die Patene im Hochmittelalter. Mitarbeit in der kirchlichen Inventarisation im Erzbistum Köln.