Tagungsbeitrag

Schmitt Lothar; Fornaro, Peter:

Digitale Reproduktionstechniken zur Erfassung mittelalterlicher Wandmalereien

Als Instrument und Medium der kunsthistorischen Forschung sind Fotografien unverzichtbar. Sie dienen einerseits der Dokumentation von Objekten und sind andererseits wesentliche Voraussetzung für die ortsunabhängige, vergleichende Betrachtung von Kunstwerken. Deshalb waren die Ansprüche der Kunstgeschichte an die Fotografie bereits im Zeitalter der Analogaufnahme hoch.

Nicht nur die Ansprüche sondern auch die optischen Prinzipien der Fototechnik sind gleichgeblieben: Dazu gehören Aufnahmemethoden, wie z. B. Makro- und Mikrofotografie, die optimale Ausleuchtung der Originale, sowie der Einsatz von Wellenlängen, die im unsichtbareren Teil des elektromagnetischen Spektrums liegen. Mit dem Durchbruch der Digitalfotografie haben sich die Möglichkeiten hingegen um ein vielfaches erweitert. Gänzlich neu sind Verfahren der Computational Photography, die zum Beispiel dreidimensionale Oberflächen und Materialeigenschaften sichtbar machen können. Hier sind Techniken wie das Reflectance Tranformation Imaging oder innovative Formen der Fotogrammetrie zu nennen. Die Aussagekraft solcher Aufnahmen ist oft allerdings nicht schlüssig zu beurteilen, weil ihr Entstehungsprozess nicht nachvollzogen werden kann. Im praktischen Gebrauch muss jedoch sichergestellt werden, dass die neuen Möglichkeiten der Digitalfotografie im Interesse der Wissenschaft verantwortlich eingesetzt werden.

Am Beispiel der mittelalterlichen Wandmalerei des Basler Münsters wird im Rahmen des Vortrags der Einsatz neuer fotografischer Verfahren veranschaulicht und es wird gezeigt, wo die Chancen und Risiken dieser Techniken liegen.


Dr. Peter Fornaro studierte Elektrotechnik, Physik, wissenschaftliche Fotografie, BWL und Marketing. Er forscht und lehrt an der Universität Basel wo als er stellvertretender Leiter des Digital Humanities Labs tätig ist . Er leitete mehrere Industrieprojekte im Bereich des audiovisuellen Kulturgütererhalts und betreibt Grundlagenforschung im Bereich der “digitalen Materialität”.

PD Dr. Lothar Schmitt ist Fachreferent für Kunst, Architektur und Archäologie an der Zentralbibliothek Zürich. Er studierte Kunstgeschichte und Archäologie in Bonn und war wissenschaftlicher Assistent am Institut gta, ETH Zürich, wo er seit 2012 auch als Privatdozent tätig ist. Daneben war er Projektmitarbeiter am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (2011-12) und ist seit 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter mehrerer SNF-Forschungsprojekte.