Tagungsbeitrag

Holl, Kristina:

Möglichkeiten und Grenzen der hygrothermischen Simulation am Fallbeispiel des Hochaltars von St. Margaretha in Roggersdorf

Für die Untersuchung der Auswirkung von Klimaschwankungen auf Kunstwerke (Dissertation 2016, https://mediatum.ub.tum.de/1292189;) wurde neben einer restauratorischen Untersuchung vor Ort und Klimakammerversuchen auch das Mittel der hygrothermischen Simulation eingesetzt. Damit ist es möglich, Temperatur- und Feuchteverläufe in den einzelnen Schichten eines Materialverbunds als Reaktion auf Klimaschwankungen darzustellen, also „in“ das Kunstwerk zu blicken. Auch die Veränderung der Situation etwa durch präventive Maßnahmen, wie die Anbringung eines Klimarückseitenschutzes oder die Änderung der Position im Raum können mit Hilfe der Simulation untersucht und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.
Der verfolgte Ansatz soll am Beispiel des Hochaltars in der Filialkirche St. Margaretha in Roggersdorf (erbaut 1696) gezeigt werden. Im Zuge der Sanierung der Kirche wurde das Retabel ausgebaut, neu gefasst und 2004 wieder in der Kirche aufgestellt. Wegen der ungünstigen klimatischen Situation – insgesamt sehr hohe relative Luftfeuchte und starke klimatische Schwankungen – kam es bereits fünf Jahre nach dem Wiedereinbau zu ersten klimatisch bedingten Schäden in Form von Lockerungen in den gefassten und vergoldeten Holzoberflächen sowie Rissbildungen. Das Retabel von Roggersdorf ermöglichte, die Auswirkungen von starken Klimaschwankungen am realen Objekt über einen längeren Zeitraum zu messen und die simulierten Temperatur- und Feuchteschwankungen im Materialverbund mit sichtbaren Veränderungen abzugleichen.

Dr. Dipl.-Rest. Kristina Holl studierte in München Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft und arbeitet seitdem am Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Holzkirchen im Bereich Kulturerbe-Forschung (Präventive Konservierung und Denkmalpflege). 2016 promovierte sie zum Thema „Der Einfluss von Klimaschwankungen auf Kunstwerke im historischen Kontext. Untersuchung des Schadensrisikos anhand von restauratorischer Zustandsbewertung, Laborversuchen und Simulation“ (DBU-Stipendiatin 2009 – 2013). Zwischen 2013 und 2018 war sie außerdem bei der Bayerischen Schlösserverwaltung im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Untersuchung der historischen Ausstattung von Schloss Linderhof vor und nach Installation einer Lüftungsanlage tätig (DBU-Projekt AZ 31017).