Hochschularbeit

Lars-Erik Böhner: Die Kassettendecke des Audienzsaals im Schloss Jever (1564/1570). Dokumentation der technologisch-restauratorischen Untersuchungen. Zurück
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Zusammenfassung: Da das Schloss Jever das Wahrzeichen der friesischen Stadt Jever ist und zudem auch durch einen anderen Zusammenhang namhaft ist, ist die Kassettendecke als wertvollstes Kunstobjekt im Haus international bekannt geworden. Durch die Abgussserien Ende des 19. Jh. wurden komplette Repliken aus Gips andernorts in repräsentativen Räumen eingebaut. Insbesondere Raumausstattungen der Renaissance, wozu man die Kassettendecke zählen muss, sind selten und auf wenige vergleichbare Beispiele begrenzt. Der gestalterische Aspekt zeigt eine einzigartige Fülle an historischen Dokumenten der herrschaftlichen Kultur im 16. Jh. Die Verwendung des charakteristischen Stils der niederländischen Groteskenformen ist ein Beispiel für die weite Verbreitung des Formenguts der Niederländer, ausgehend von Antwerpen bis in den baltischen Raum. In diesem Sinne ist es schwierig, von einem regionaltypischen Stil zu sprechen, weil es keine Vergleichsbeispiele einer ähnlich dekorierten Kassettendecke gibt. Dekor und Reliefschnitzereien zeigen eine deutliche Betonung der Plastizität und plastischen Flächengestaltung, wie sie für die klassische Renaissance typisch ist. Die manuelle Leistung der beteiligten Handwerker, Künstler und Entwerfer, sichtbar in ihren Herstellungstechniken, ist als ein herausragendes Beispiel an Virtuosität und Vollendung anzusehen. Als bedeutensten Eingriff in das Original ist der erste nachweisbare, teilweise Austausch der Vertäfelung zu nennen, der aufgrund der Quellen um 1836 zu datieren ist. Anhand einer Aufschrift an der Vertäfelung aus dem Jahre 1969 wurde klar, dass eine Restaurierung von Jochen Seebach bei Kiel durchgeführt wurde, wobei ebenfalls einige kleinere Partien ergänzt wurden. Die Überarbeitungen der Objektoberfläche konnten bis auf den letzten belegten Eingriff zeitlich in dem Maße nachgewiesen werden, so dass man gesicherte Aussagen über einen ersichtlichen Originalüberzug machen kann. Trotzdem ist es erstaunlich, dass man am Objekt als ersten Überzug eine Leimlasur findet, zudem sich dahinter eine beabsichtigte partielle gestalterische Technik zu verbergen scheint. Die größten Schäden sind durch die Ein- und Ausbaumaßnahmen entstanden. Die bei der Zustandserfassung festgestellten Schadensphänomene zeigen, dass die Vertäfelung empfindlich auf Umwelteinflüsse reagiert. Die Lockerung der vielen Abhänglinge, Hängeknäufe und Rissbildungen sind als Zustandsphänomene hervorzuheben. Auf diesen Feststellungen beruhend wurde ein Maßnahmenvorschlag zur unmittelbaren Handlung und ein darauf folgendes Wartungskonzept zur langfristigen Konservierung erstellt. Durch eine Verlangsamung der Schadensprozesse wird die Erhaltung des ästhetischen und dokumentarischen Wertes gewährleistet.

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Schlagworte: Schloss Jever, Kassettendecke, niederländische Grotesken, Leimlasur, Reliefschnitzerei
weitere Angaben:
  • Hochschule: HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/Göttingen
  • Art der Arbeit:  Diplomarbeit
  • Erstprüfer/in:  Prof. Dr. Gerdi Maierbacher-Legl
  • Zweitprüfer/in:  Prof. Dr. Peter Klein
  • Abgabedatum:  2004
  • Sprache:  Deutsch
  • Seitenzahl:  175
  • Abbildungen:  60
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