Hochschularbeit

Ute Heinisch: Aus dem Bestand marouflierter Gemälde des Kunsthistorischen Museums Wien: Restauriergeschichte und Behandlungsmöglichkeiten, exemplarisch anhand des Gemäldes Damenportrait, Leinwand auf Holz, 53 x 44 cm, nach 1600 Zurück
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Das Damenportrait, Zustand vor (links) und nach der Restaurierung (rechts)
Zusammenfassung: Die Arbeit behandelt marouflierte Gemälde aus dem Bestand des Kunsthistorischen Museums Wien in Hinblick auf die Frage, ob die Technik der Marouflage in einer Epoche oder Region als vom Künstler intendiert durchgeführt wurde oder stets Teil einer Restauriermaßnahme darstellte. Spezifische Technik und Schadensbilder werden geschildert. Eines der Gemälde wurde für eingehendere Untersuchungen und die Konservierung/Restaurierung ausgewählt; es zeigte Formatveränderung, eine Trennung des originalen Leinwandbildträgers von der Holztafel und Sicherungspapiere an der Malschicht, welche sich mit der Firnisschicht verbunden hatten. Im Zuge der Untersuchung mit Röntgenstrahlung wurden Anzeichen einer ursprünglichen Aufspannung
auf einem Keilrahmen sichtbar. Aufgrund fehlender schriftlicher Quellen können nur Vorschläge über die Ursachen des Eingriffes gegeben werden. Verbräunungs- und Kristallisationsphänomene an der Papieroberfläche konnten mithilfe von FTIR als Honig identifiziert werden. Eine Testreihe wurde durchgeführt, um Aufschluss über mögliche klimatische Einflussfaktoren zu gewinnen.
Die Variante der Konservierung der Leinwand auf dem sekundären Bildträger unter Akzeptanz der späteren Ergänzungen in Abwägung zu einer Abnahme und erneuten Aufspannung werden diskutiert.
Es fanden Versuche zur Teilabnahme mit diversen mechanischen und chemischen Mitteln statt. Letztlich wurde von einer das Gemälde stärker gefährdenden Abnahme Abstand genommen, da die meisten Schäden irreversibel durch den Marouflageprozess stattgefunden haben und keine weitere Bewegung der Bildträger zu befürchten ist. Minimale Intervention hält zudem die Möglichkeit einer Abnahme in der Zukunft offen. Der praktische Teil der Arbeit bestand aus der Abnahme der Sicherungspapiere, der Planierung und Wiederverklebung der von der Tafel gelösten Leinwandbereiche, gefolgt von einer Firnisreduzierung, der Übermalungsabnahme im Hintergrundbereich und der Integration von Fehlstellen.

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Schlagworte: Marouflage, Restauriergeschichte, Honig, Enzyme, Wiederverklebung delaminierter Bildträger
Inhalt: Einleitung

Inhaltsverzeichnis

1. Identifikation 1
1.2. Bildbeschreibung des Damenportraits 2

2. Kunsthistorische Einordnung 3
2.1. Rezeption des Künstlers 3
2.2. Leben und Werk Scipione Pulzones 4
2.3. Zu Maltechnik, Format und Wahl des Bildträgers 5
2.4. Zur Portraitmalerei des 16. Jahrhunderts und zum Stil des italienischen Manierismus 7
2.5. Zur Mode des 16. Jahrhunderts 8
2.6. Vergleich des unbekannten Künstlers mit seinem Vorbild 10

3. Restauriereintrag 11

4. Marouflage 13
4.1. Begriffsdefinition der Marouflage und Kenntnisstand über Quellen 13
4.2. Angaben zur praktischen Vorgehensweise 14
4.3. Restauriertätigkeit und deren Anforderungen im 19. Jahrhundert 16
4.4. Restauriergeschichte des Kunsthistorischen Museums Wien 17
4.5. Historische Restauriermaßnahmen den Bildträger betreffend 18
4.6. Untersuchung marouflierter Gemälde des Kunsthistorischen Museums Wien 22
4.6.1.Fragestellung und Übersicht der Gemälde 22
4.6.2. Ergebnisse der visuellen Untersuchung 26
4.6.3. Röntgenuntersuchung eines exemplarischen Gemäldes 32
4.6.4. Provenienzforschung und Kurzdarstellung der Gemälde 34
4.6.5. Zusammenfassung 37
4.7. Vorschläge zu Ursprung und Funktion marouflierter Gemälde 38

5. Technologischer Befund 44
5.1. Bildträger 44
5.1.1. Originaler Leinwandbildträger 44
5.1.1.1. Leinwandstrukturanalyse nach Rouba 45
5.1.1.2. Nicht-originale Ansetzungen 45
5.1.2. Sekundärer Holzbildträger 46
5.1.2.1. Holzartbestimmung 47
5.1.2.2. Rückseitenbeschriftung (Etiketten) 47
5.2. Grundierung 48
5.3. Malschicht 48
5.3.1. Maltechnik 48
5.4. Firnis 49

6. Strahlendiagnostische Untersuchungen 50
6.1. Untersuchung mittels Ultravioletter Strahlung (UV) 50
6.2. Untersuchung mittels Infraroter Strahlung (IR) 51
6.3. Untersuchung mittels Röntgenstrahlung 52

7. Maltechnische Untersuchung 56
7.1. Interpretation ausgesuchter Querschliffe 57
7.2. Anfärbung der Querschliffe 66

8. Erhaltungszustand und Schäden 67
8.1. Durch frühere Restauriereingriffe verursachte Schäden 67
8.1.1. Formatveränderung 67
8.1.2. Übermalung des Hintergrundes 68
8.2. Schäden durch den Marouflageprozess 68
8.2.1. Primärschäden 69
8.2.1. Imprägnierung des Gewebes mit dem Klebstoff 69
8.2.2. Mechanische Beschädigung der Malschicht 69
8.2.3. Reduzierung der Malschicht bis auf die Grundierung 70
8.2.2. Sekundärschäden 70
8.2.2.1. Lufttaschen 70
8.2.2.2. Malschichtverlust an Höhen 71
8.2.2.3. Veränderte Oberflächentextur 72
8.2.2.4. Schädlingsbefall, angezogen vom natürlichen Klebstoff 72
8.2.2.5. Anbringen von Sicherungspapieren 73
8.2.2.6. Ausbrüche alter Kittungen der „Fuge“ zwischen Originalleinwand und Ansetzung 75
8.2.2.7. Retuschen 76
8.3. Klimatische Schäden 76
8.3.1. Verwölbung und Rissbildung der Holztafel 76
8.4. Alterungsschäden 77
8.4.1. Schüssel- und Craquelébildung der Malschicht 77
8.4.2. Vergilbung des Firnis 77

9. Naturwissenschaftliche Untersuchungen 78
9.1. Mikrochemische Tests 78
9.1.1. Fasermikroskopische Untersuchung: Textil 78
9.1.2. Fasermikroskopische Untersuchung: Papier 79
9.1.3. Vortests an den Sicherungspapieren und deren Inhaltsstoffen 79
9.1.3.4. pH - Wertmessung des Zellstoffs 80
9.1.3.5. Kalium-Iodid Test des Zellstoffs 80
9.1.3.6. Röntgenfluoreszenzanalyse auf Alaungehalt im Papier 80
9.1.4. Klebstoff der Marouflage 81
9.2. Zur Untersuchung der Schadensphänomene an den Sicherungspapieren 81
9.2.1. Visuelle Untersuchung der Zellstoffpapiere 81
9.2.2. Identifikation von Honig als Zusatz zum Klebstoff mittels FTIR 83
9.2.2.1. Maltechnische Quellen zur Verwendung von Honig 84
9.2.2.2. Honig in der Gemälderestaurierung 85
9.2.2.3. Vor- und Nachteile der Verwendung von Honig als Additiv zu Klebstoffen 86
9.2.2.4. Zur Alterung von Honig 87
9.2.3. FTIR Analyse des Firnis als möglicher Einflussfaktor der Klebstoffverbräunung 89
9.3. Testreihe zur Simulation der Alterungsvorgänge von Honig in Klebstoffgemischen
90
9.3.1. Versuchsanordnung und Parameter 90
9.3.2. Testaufstriche 91
9.3.3. Einflussparameter 91
9.3.5. Ergebnisse und Diskussion 93
9.3.6. Conclusio 93

10. Konservierungs- und Restaurierungskonzept 94
10.1. Zusammenfassende Beschreibung des Erhaltungszustandes und der Interventionsmöglichkeiten 94
10.2. Geplante Arbeitsschritte 95

11. Restaurierung und Konservierung 96
11.1. Abnahme der Sicherungspapiere 96
11.1.1. Abnahme der Zellstoffpapiere 96
11.1.2. Abnahme der Transparentpapiere 97
11.1.2.1. Löslichkeitstests 97
11.1.2.2. Art der Abnahme 97
11.2. Test zum Haftungsvermögens des Klebstoffes zwischen den Bildträgern 98
11.2.1. Mechanische Einwirkung 98
11.2.2. Feuchtigkeitseinwirkung 99
11.2.3. Tests mit Enzymen 100
11.3. Planierung der Deformation in der rechten unteren Bildecke 102
11.4. Planierung der Lufttaschen 103
11.5. Reduzierung der Klebstoffreste an der Holztafel 104
11.6. Wiederverklebung der von der Holztafel gelösten Leinwandbereiche 105
11.7.1. Tests an Dummies zur Erprobung des geeigneten Klebstoffs für die Wiederverklebung 106
11.8. Oberflächenreinigung 107
11.9. Firnisreduzierung 107
11.10. Abnahme der Übermalung im Hintergrund 109
11.11. Umgang mit alten Kittungen und Retuschen 110
11.12. Kittung und Retusche 110

12. Anhang 113
12.1. Literaturverzeichnis 113
12.2. Abbildungsnachweis 127
12.4. Schadenskartierung 133
12.5. Entnahmestellen der Malschichtproben/Querschliffe 138
12.6. Untersuchungsberichte 139
12.7. Temperatur/Luftfeuchtigkeitsmessung (rotronic Hygropalm) 154
12.8. Korrespondenz 155

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weitere Angaben:
  • Hochschule: Akademie der bildenden Künste Wien
  • Art der Arbeit:  Diplomarbeit
  • Erstprüfer/in:  o.Univ.-Prof. Mag. Dipl.Ing. Wolfgang Baatz
  • Zweitprüfer/in:  Mag. Anke Schäning, Mag. Elisabeth Scheel
  • Abgabedatum:  2007
  • Sprache:  Deutsch
  • Seitenzahl:  157
 
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