Erhaltung von Wachsmoulagen

Moulagen (franz. mouler: etwas formen) sind lebensgroße, dreidimensionale Wachsabbildungen von Körperteilen, die durch Krankheit verändert sind.

Sie wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts hergestellt, indem man einen Abdruck (zumeist aus Gips) von dem Körperteil herstellte, mit Wachs oder einem Wachs-Harzgemisch ausgoss und anschließend – oftmals direkt beim Patienten – möglichst naturalistisch bemalte. Zur Präsentation wurden sie in der Regel mit Stoff eingefasst und auf Grundbrettern oder in Schaukästen fixiert.

Ursprünglich dienten Moulagen der Befunddokumentation und der Ausbildung zukünftiger Mediziner*innen, ab Anfang des 20. Jahrhunderts fanden sie zusätzlich in der allgemeinen Gesundheitsaufklärung Verwendung. Hier hatten sie bis in die 1960er Jahre einen festen Platz als didaktisches Hilfsmittel, wogegen in der medizinischen Lehre durch den Einsatz moderner Medien mehr und mehr auf sie verzichtet wurde. Sie gerieten vielerorts in vernachlässigten Depots in Vergessenheit. Derzeit werden Wachsmoulagen in medizinischen Einrichtungen und Museen wiederentdeckt. Dies liegt einerseits an der faszinierenden Herstellungstechnik und den eindringlichen Bildern, andererseits an den dargestellten Krankheiten, die zum Teil heute nicht mehr existieren bzw. sichtbar sind. Allen noch erhaltenen Moulagen gemeinsam ist, dass sie wichtige Zeugnisse der Medizingeschichte und letzte Zeugnisse eines nahezu ausgestorbenen Kunsthandwerks sind und somit zum schützenswerten Kulturgut gehören. Aufgrund ihrer Fragilität und Materialzusammensetzung ist die Konservierung und Restaurierung von Wachsmoulagen anspruchsvoll, auch hinsichtlich ihrer vermehrten Nutzung im Ausstellungs- und Lehrbetrieb.

Kursinhalt

Dieser internetbasierte Fortbildungskurs eröffnet den Teilnehmenden Einblicke in die Geschichte von Wachsmoulagen und in die Verfahren ihrer Herstellung. In dem interdisziplinären Kurs werden die Grundsätze der Restaurierung im Spannungsfeld zwischen ihrer Nutzung als Ausstellungsexponat oder Lehrmittel und den Ansprüchen der Konservierung und Erhaltung als historisches Dokument erörtert. Die Nutzer*innen des Kurses finden anschauliche Erläuterungen zu den für die Herstellung verwendeten Materialien, insbesondere zu den Wachsgemischen und den Farben. Sie lernen die wichtigsten Schadenphänomene kennen und können nach dem Abschluss des Kurses die erforderlichen Maßnahmen einschätzen. Sie erfahren, wie die Erhaltung dieser wertvollen Objekte vor allen durch präventive Maßnahmen gewährleistet werden kann. Lagerung, Ausstellung und Handhabung werden ebenso angesprochen wie die Einrichtung eines adäquaten Umfeldes.

Frau Dipl.-Rest. Johanna Lang bietet zudem im Laufe des Kurses eine Online–Sprechstunde an, um Nachfragen oder Detailfragen zu klären und an der ein oder anderen Stelle die Hintergründe genauer zu erläutern oder anderweitig in die Tiefe zu gehen. Der Termin liegt am frühen Abend und wird am Anfang des Kurses bekannt gegeben.

Der Kurs bietet viele Informationen und Hinweise, die vor allem den praktischen Umgang mit den Objekten und ihrer Aufbewahrung betreffen. Er wendet sich an Betreuer*innen von Sammlungen, Kurator*innen, Restaurator*innen, Präparator*innen, Mediziner*innen, Volkskundler*innen und andere Interessierte.

Der Kurs basiert auf den Ergebnissen eines interdisziplinären Forschungsprojektes, das dem Deutschen Hygiene-Museum in Dresden (DHMD) im Rahmen des "KUR – Programms zur Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut" der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung der Länder bewilligt wurde.

Die Autorinnen

Dipl.-Rest. Johanna Lang ist als freiberufliche Restauratorin in München tätig. Am Deutschen Hygiene-Museum Dresden war sie verantwortlich für die Koordination des KUR-Projektes zur Entwicklung und Erprobung des Restaurierungskonzeptes und die Restaurierung der Moulagen in der Dresdner Sammlung. Für das Hornemann Institut übernimmt sie die fachliche Betreuung des Online-Kurses.

Dipl.-Rest. Luise Kober war Mitarbeiterin im KUR-Projekt und setzte an ausgewählten Moulagen das von Johanna Lang entwickelte Konzept um.

Dipl.-Rest. Ute Hack ist die Leiterin der Restaurierungsabteilung am Bayerischen Nationalmuseum München und begleitete als Kooperationspartnerin fachlich das KUR-Projekt.

Dr. Sandra Mühlenberend war lange Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Hygiene-Museums die Betreuerin der Moulagensammlung.

Kontakt

Fragen richten Sie bitte an fortbildung@hornemann-institut.de