Tagungsbeitrag
Danzl, Thomas:
Die protestantischen Fassadenmalereien (ca. 1585) von Schloss Parz in Oberösterreich. 1989-1994 freigelegt, konserviert und restauriert… und was zwischen 1994 und 2008 geschah. Eine Fortsetzungsgeschichte?
m Mittelpunkt des Beitrages steht der Zyklus von Fassadenmalereien, der nicht nur aufgrund seiner Ausmaße, seines protestantischen Bildprogrammes und nicht zuletzt aufgrund der Authentizität des erhaltenen Bestandes eines der herausragenden Beispiele dieser Gattung diesseits der Alpen darstellt. Die Problemstellungen in Bezug auf ihre Wiederentdeckung und anschließend kontrovers diskutierten Freilegung und Konservierung markierten Ende der Achtziger Jahre einen Paradigmenwechsel in der Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei und im besonderen von Fassadenmalerei im deutschsprachigen Raum. Im Rahmen einer mehrjährigen internationalen Kooperation im Projekt Eurocare 492 Muralpaint konnten Anfang der Neunziger Jahre die bisher gemachten Erfahrungen schließlich verglichen und in interdisziplinären Arbeitsgruppen diskutiert und ausgewertet werden.
Wesentlich dürfte sein, dass der seit den Siebziger Jahren zunehmend in den Vordergrund rückende Ansatz, statt organischer Festigungsmittel anorganische bzw. mineralische Festigungsalternativen wie Wasserglas, KSE und später die Florentiner Methode der kombinierten Anwendung von Ammoniumkarbonat und Bariumhydroxid am Parzer Beispiel konsequent umgesetzt wurde.
Der Einsatz einer für die Freskotechnik nachweislich geeigneten Methode im Kontext einer nordeuropäischen Mischtechnik mit all ihren mal- und materialtechnischen Defiziten provozierte zunächst zu Recht Kontroversen. Der methodische und praktische Neuansatz in diesem Sonderfall, wie die intensive naturwissenschaftliche Begleitung der Probearbeiten durch die Restaurierungswerkstätten des BDA unter der Leitung von Dozent Dr. Manfred Koller und Dr. Hubert Paschinger sowie die Bearbeitung einer Musterachse durch Prof. Dr. Ivo Hammer ließen letztlich den von Prof. Heinz Leitner und Sabino Giovannoni aufgezeigten Weg der Gipsumwandlung und Festigung nach der Florentiner Methode als erfolgsversprechender erscheinen. Gleichzeitig wurde im Rahmen dieser Kooperation auch die Frage der ästhetischen Präsentation zu Gunsten einer „aqua sporca“ bzw. „tratteggio-Retusche entschieden.
Prof. Heinz Leitner beabsichtigte bereits Ende der Neunziger Jahre die Nachhaltigkeit der unterschiedlichen Ansätze im Rahmen eines Monitoring bzw. einer allgemeinen Evaluierung des Konservierungsergebnisses zu überprüfen. Dies ist nach einer ersten summarischen Zustandsüberprüfung im Sommer 2007 durch den Autor und im Rahmen einer sich daran anschließenden Beauftragung des Dipl. Rest. Jörg Riedel durch den Eigentümer Dr. Georg Spiegelfeld im Sommer 2008 (somit also erst nach dem viel zu frühen Tod von Prof. Leitner) möglich geworden.
Gleichzeitig konnte mit der Diplomarbeit von Frau Linda Wenzel „Untersuchung, Dokumentation sowie die Erstellung eines Konservierungs- und Restaurierungskonzeptes für die Wappenmalereien im Innenhof“ (Theorieteil) und „Evaluierung der Restaurierung der Malereien an der Südfassade des Landschlosses Parz“ (Praxisteil) weitere Desiderate befriedigt werden.