Tagungsbeitrag
Schinzel, Hiltrud:
Schweigendes Wissen und Kommunikation. Zur handwerklichen Tätigkeit bei Kunstherstellung und Restaurierung
"Schweigendes Wissen" und Kommunikation
Das Fach Restaurierung hat seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine rasante Entwicklung erlebt, die es vom Handwerk zu einer komplexen angewandten Wissenschaft katapultiert hat. Mit Hilfe von zahlreichen, es unterstützenden akademischen Bereichen kann Restaurierung sich nun als Vermittlerin zwischen Kunst bzw. Kultur und einer wissenshungrigen Informationsgesellschaft verstehen. Der Vortrag behandelt aus dieser Konstellation entstandene Probleme, wie die Unterschiede zwischen wissenschaftlichem und künstlerischem Denken und das Bewusstwerden der Zeitgebundenheit unserer Tätigkeit. Die Chancen einer gelungenen interdisziplinären Kooperation werden an dem praktischen Beispiel einer Restaurierung eines Gemäldes von Will Küpper von 1925 demonstriert.
Der Info(rmations)virus Kunst und die Restaurierung
beleuchtet unter den in Teil 1 genannten Aspekten fünf Kunstwerke bzw. Kunstprojekte, die zwischen 2006 und 2009 entstanden sind. Bei den zwei ersten Beispielen handelt es sich um Werke in traditionellen Medien. Das dritte ist der generativen oder Software-Kunst zuzuordnen. Die zwei letzten Beispiele beschreiben über längere Zeiträume laufende, noch nicht abgeschlossene interdisziplinäre Kooperationen, wo Bewahrung nicht auf die Materialbehandlung beschränkt werden kann. Die interdisziplinären Projekte weisen Analogien zur Vermittlerrolle der Restaurierung auf. Trotzdem sind die Ursprünge ihrer zu erwartenden Restaurierungsproblematik schon im Küppergemälde von 1925 nachweisbar.
Dr. Hiltrud Schinzel, M.A., Diplomrestauratorin, Kunsthistorikerin, Malerin; Studium der Restaurierung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Studium der Kunstgeschichte in Bochum mit Promotion, seit 1984 freiberuflich tätig
u. a. zusätzlich tätig als:
- Kustodin am Städtischen Museum Bochum
- Projektleiterin eines Forschungsprojekts zur Restaurierung moderner und zeitgenössischer Malerei, publiziert unter dem Titel "Restaurierung moderner Malerei: Tendenzen - Material - Technik", München 1985
- 1992 Gastprofessur an der Akademie der Schönen Künste Gent, außerdem Vorlesungen am Kunsthistorischen Institut der Universität Gent, an der Kunstakademie Gent, am ICN Amsterdam, an der Fachhochschule Köln und an der Akademie der Bildenden Künste Wien
- 1993 bis 1994 Projektleiterin eines Forschungsprojekts zur "Systematisierung Zeitgenössischer Environments" am Kunsthistorischen Institut der Universität Gent
- seit 2003 Co-Koordinatorin des Symposiums "Art and Science" im Verband der jährlich stattfindenden "Conference on Systems Research, Informatics and Cybernetics" (IIAS) in Baden-Baden