Tagungsbeitrag
Schulz, Henrik:
Nitrocellulose oder Cellulosenitrat?
Die Bezeichnung Cellulosenitrat ist – chemisch gesehen – die bessere, denn es handelt sich um die Salpetersäureester der Cellulose. Cellulosenitrat (CN) ist der älteste künstlich erzeugte organische Werkstoff: Ein Kunststoff. Seine Entdeckung oder besser gesagt seine Entwicklung hin zu einem Kunststoff ist mit verschiedenen Namen und illustren Persönlichkeiten der Wissenschaftsgeschichte verbunden. Allen gemeinsam ist das mutige Experimentieren mit der sogenannten Nitriersäure, einem Gemisch aus konzentrierter Salpeter- und Schwefelsäure. Die Reaktion dieser Säure mit möglichst reiner Cellulose, z.B. Baumwolle, führt zu einem weißen Feststoff, der im Gegensatz zum Ausgangsprodukt in Alkohol gut löslich ist. Leider sind die gebildeten Cellulosenitrate sehr leicht entzündbar und als Werkstoff deshalb von vornherein ungeeignet. Im Vortrag wird das Bestreben, Cellulosenitrat in seinen Eigenschaften zu verbessern und dessen Einsatzmöglichkeiten zu erweitern, aufgezeigt. Die Versuche waren wenig erfolgreich. Dennoch führte dieses Bemühen zu neuen synthetischen Materialien, unseren heutigen polymeren Kunststoffen.
Der Name mag Schall und Rauch sein. Chardonnetseide, Schießbaumwolle, Celluloid, Zaponlack, Nitrocellulose, … Am Anfang stand die Tat: Die Erschaffung der Cellulosenitrate.