Tagungsbeitrag
Gerrit, Schlörer:
Überführt durch Schweinfurter Grün. Wie die vermeintlich authentische Kolorierung einer Marketerie entlarvt werden konnte.
Ein süddeutscher Rokoko-Pultsekretär, wohl aus dem Umfeld des Mannheimer Hofebenisten Jakob Kieser (1734-1786) und in der Zeit um 1760/70 entstanden, wurde 2001 im Rahmen einer Facharbeit an der FHS Hildesheim (Institut für Restaurierung) gründlich untersucht. Das Möbel weist eine reiche Blumenmarketerie mit lasierend aufgemalter Kolorierung auf. Der Besitzer des Möbels ging bis dato davon aus, dass es sich hierbei um eine zwar ungewöhnliche, dennoch aber originale Art der Marketeriefärbung handelte.
Bei der technologischen Untersuchung des Sekretärs wurde jedoch in dieser lasierenden Kolorierung das Pigment Schweinfurter Grün nachgewiesen, ein künstliches, arsenhaltiges Kupferpigment, das erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts breitere Verwendung fand. Durch diesen Nachweis (und unter Berücksichtigung weiterer Untersuchungsergebnisse wie dendrochronologisches Gutachten undLackschichten-Analyse) wurde klar, dass die außergewöhnliche, lasierende Marketeriefärbung dieses Möbels eine nachträgliche Zutat – wohl aus dem 19. Jahrhundert – darstellt.