Tagungsbeitrag
Riedl, Nicole:
Auswirkungen der freien Bewitterung – Herausforderungen für die Zukunft
Die römischen Außenputze und Malereien an der Konstantinbasilika in Trier sind seit ca. 150 Jahren der freien Bewitterung ausgesetzt und zeigen deutliche Schadensphänomene. Die Schadensursachen sind zum einen materialimmanent, zum anderen durch unsachgemäße Restaurierung und Sanierung hervorgerufen.
Schadensauslöser ist das einwirkende Klima, was sich wiederum aus verschiedenen Größen zusammensetzt, die unterschiedlich intensiv wirken. Dabei spielt sehr wesentlich auch die Lokalisierung der jeweiligen Malereien entlang der Westfassade eine Rolle.
Durch die Verwendung von lokal anstehendem Dolomitkalk ist in den römischen Setzmörteln und Verputzen ein hohes Maß an Magnesiumcarbonat enthalten. Dieses kann unter Feuchtigkeitseinwirkung umgewandelt werden in Magnesiumsulfat. Magnesiumsulfat ist ein stark bauschädliches Salz, da es abhängig von der Umgebungstemperatur und –Luftfeuchtigkeit aktiv in unterschiedliche Hydratstufen wechselt. Jeder Wechsel ist mit einer Volumenänderung verbunden, so dass das historische Verputzmaterial einem hohen Stress ausgesetzt wird und dadurch zermürbt. Durch die freie Bewitterung waren und sind die historischen Oberflächen einer weiteren Schadensquelle ausgesetzt: der Luftverschmutzung. Unter Feuchtigkeitseinwirkung kann Schwefel aus der Luft auf den kalkreichen Oberflächen in Gips umgewandelt werden. Dieser Gips hat sich besonders in den oberflächennahen Bereichen der römischen Malerei angesiedelt und verdichtet die Oberfläche.
Die historischen Oberflächen werden aber nicht nur durch die Sekundärbildung Gips verdichtet, sondern auch durch zwei verschiedene Festigungsmittel, die zu unterschiedlichen Zeiten aufgetragen wurden. Zuerst erfolgte eine Wasserglasfestigung der Oberflächen, die vermutlich in das 19. Jh. datiert. Diese Maßnahme hat zu einer festigenden Schicht im oberflächennahen Bereich von Malschicht und Putz geführt. Diese Festigung zeigt sich optisch durch eine Vergrauung, da der Glasfilm sehr feinteilig aufreißt, Feuchtigkeit eingelagert werden kann und zu einer optischen Beeinträchtigung führt. Diese Festigungsmaßnahme ist irreversibel.
Eine zweite Festigung erfolgte in den 1950er Jahren und wurde mit einem sehr beständigen Klarlack aus ungesättigten Polyestern durchgeführt. Dieser Lack ist nunmehr auch mehr als 50 Jahre der freien Bewitterung ausgesetzt. Sein Film ist heterogen auf der Oberfläche der Malerei erhalten und nicht mehr vollflächig.
Der Vortrag erläutert die verschiedenen Schadensphänome, schlägt eine Interpretation der Schadensursachen vor und diskutiert Ideen für klassische und präventive Konservierungsmaßnahmen.