Tagungsbeitrag

Horn, Heinz Günter:

„Sein oder Nichtsein? – Was bringt ein Stück bemalten Putzes an der Trierer Konstantinbasilika?“

Die Zeit hat es mit sich gebracht, dass die Konstantinbasilika heute als mehr oder weniger freigestellter Baukörper aus dem Trierer Stadtbild herausragt. Man hat sich an den mächtigen Ziegelbau gewöhnt. Dass er in der Antike einmal Teil einer weiträumigen Palastanlage, deren Gebäude ihn auf fast allen Seiten umgeschlossen haben, gänzlich verputzt und farbig gefasst war, mag man nicht glauben, fehlen heute doch scheinbar alle Hinweise darauf. Daran ändern weder eine vereinzelte Grundrisse nachzeichnende „Pflastermalerei“ oder Modelle noch die Reste teils farbigen Wandputzes an einigen Stellen der Außenmauern und der Fensterlaibungen. Sie fallen kaum auf, noch weniger bestimmen sie das Erscheinungsbild der Konstantinbasilika insgesamt. Das wird auch - soweit es den besagten Wandputz betrifft - nach einer kostspieligen Konservierung und Restaurierung nicht anders sein.

Vor diesem Hintergrund stellt sich sicherlich für manchen die Frage „Was bringt ein Stück bemalten Putzes an der Trierer Konstantinbasilika?“. Das Referat versucht, darauf aus unterschiedlicher Sicht Antworten zu geben.

Dass es sich bei den in Rede stehenden Wandputzen um einen zumindest in Nordwesteuropa einzigartigen Befund handelt, ist unbestreitbar. Daraus ergibt sich die denkmalpflegerische Verpflichtung, alles nur Mögliche für dessen Erhaltung, Pflege und auch Vermittlung zu tun. Dies sichert Authentizität. Zugleich steht das Original weiterhin als Referenzstück und Forschungsobjekt der Wissenschaft zur Verfügung. Man wird jedoch prüfen müssen, ob und unter welchen Bedingungen insbesondere die bemalten Putzreste weiterhin an Ort und Stelle verbleiben können. Möglicherweise sprechen konservatorische Gründe dagegen.

Unter Hinweis auf die besagten Putzreste wird man sicherlich immer wieder das äußere Erscheinungsbild und die Polychromie antiker Repräsentations- und Monumentalarchitektur thematisieren können. Sie allein vermögen aber nicht, das Thema wirklich anschaulich zu vermitteln. Deshalb das ganze Gebäude wieder zu verputzen und farbig zu fassen, wäre abwegig. Wohl aber könnten u. U. partielle Rekonstruktionen - deutlich vom Originalbefund abgesetzt - die Vermittlung des ursprünglichen Zustandes bzw. Eindrucks erleichtern. Manches ließe sich auch durch entsprechende Projektionen, die vor allem bei Dunkelheit ihre besondere Wirkung entfalteten, erreichen. Bekanntlich ist an medialen Möglichkeiten kein Mangel. Näheres sollte auf der Basis eines durchdachten didaktischen Konzepts erarbeitet und festgelegt werden. Auch dabei würde ständig ein Bezug bzw. Rückgriff auf den Originalbefund erforderlich sein. Deshalb müssten vor allem auch Museumspädagogen, Stadtführer und Touristiker an dessen Erhaltung möglichst an Ort und Stelle ein großes Interesse haben.

Aus städtebaulicher Sicht dürfte es dagegen ziemlich unerheblich sein, ob an der Konstantinbasilika noch Reste bemalten oder unbemalten Außenputzes erhalten sind oder nicht. Sie beeinträchtigen schon jetzt den inzwischen gewohnten und auch „vermarkteten“ Eindruck des Gebäudes nicht. Insofern werden Stadtplaner und Städtebauer der Frage „War bringt ein Stück bemalten Putzes an der Trierer Konstantinbasilika?“ bestenfalls gleichgültig begegnen. Aber auch damit wird sich das Referat kurz befassen.