Tagungsbeitrag
Hoyer, Stephanie:
Ratlose Betrachter!? – Eine Studie zur Rezeption und Vermittlung von komplexen Zeitschichten
Der Umgang mit fragmentarischen Kunstwerken stellt eine Herausforderung dar: Zum einen für den Konservator/Restaurator, dessen Aufgabe es ist, sie zu erhalten und zu präsentieren, zum anderen für den Rezipienten, der sie zu verstehen sucht. Während für die Konservierung und Restaurierung dieser Kunstwerke bewährte Regelwerke und Richtlinien zur Verfügung stehen, bleiben die Bedürfnisse des Betrachters in der Regel unberücksichtigt. Der Betrachter ist der Unbekannte.
Im Fall der Wandmalereien in der ehemaligen Bamberger Dominikanerkirche führt der mehrschichtige und fragmentarische Erhaltungszustand häufig dazu, dass Betrachter die Auseinandersetzung mit den Malereien bereits nach kurzer Zeit abbrechen.
Warum kommt es zu einem Abbruch der Beschäftigung? Wo genau liegen die Schwierigkeiten für ein Verständnis der Malereien? Gibt es unterschiedliche Betrachtertypen? Und was ist zu tun, um die Betrachter zu einer Beschäftigung mit den Malereien zu motivieren? Zu diesen Fragen fehlen in der Konservierung/Restaurierung dezidierte und angemessene Forschungen und Diskussionen.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität Bamberg wurde die Rezeption der Betrachter am Beispiel der Wandmalereien in der Bamberger Dominikanerkirche untersucht. Dabei erfassten Psychologen und Restaurierungswissenschaftler in einer explorativ angelegten qualitativen Einzelfallstudie die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Kunstwerke. Anhand der Protokolle der Beschäftigung mit den Malereien von 28 ausgewählten Probanden konnten die Schwierigkeiten bei der Rezeption eingegrenzt und verschiedene Betrachtertypen beschrieben werden. Auf Grundlage der Studienergebnisse wurden Vermittlungsstrategien konzipiert, um Betrachter bei der Beschäftigung mit den Wandmalereien gezielt zu unterstützen.