Tagungsbeitrag
Maierbacher-Legl, Gerdi:
Resümee der Tagung "Konsolidieren und Kommunizieren", HAWK in Hildesheim, 25.-27. Januar 2018
Am Ende des Vortragsteils ist nun vielleicht der richtige Zeitpunkt für eine kurze Zusammenschau gekommen:
Das Resümee der Tagung fällt schon deshalb positiv aus, da Sie, liebe Gäste, von vorneherein so großes Interesse am Thema "Konsolidieren und Kommunizieren" gezeigt haben, was Sie durch Ihr Kommen und Ihre aktive, lebendige Teilnahme unter Beweis gestellt haben!
Den Dialog zwischen den verschiedensten Spezialisierungen der Restaurierung zu befördern, zum Weitwinkel-Blick aufzufordern zu einem umfassenden, übergreifenden Thema wie dem des Konsolidierens, war unser Anliegen. Was können wir hier besser, präziser und differenzierter machen, wie können wir die Kenntnisse und Erkenntnisse bündeln und voneinander lernen? Die Bereitschaft dazu war in diesem Publikum uneingeschränkt vorhanden und durchgängig zu spüren. Diese Erfahrung bedeutet uns sehr viel und gehört vorrangig zur positiven Bilanz der letzten Tage.
Viel Zeit zum Diskutieren, in verschiedenen Formaten, in kommunikativen Mittagspausen und der Poster-Session, reichlich Kuchen, Kaffee und mehr waren beste Voraussetzungen, die Kommunikation in Gang zu bringen und in Schwung zu halten. Die Referenten und Poster-Autoren haben den Stoff dazu geliefert, die Anregungen zur produktiven und inspirierten Auseinandersetzung. Dafür sei ihnen großer Dank ausgesprochen. Es musste nicht viel Eis gebrochen werden, um ins Gespräch zu kommen, da viele unserer Tagungsgäste mit uns und untereinander in Netzwerken und Kooperationen verbunden sind. Ganz besonders gilt diese Feststellung für unsere Alumni, die in großer Zahl zur Jubiläumstagung gekommen sind. Das freut uns sehr und ist ein großes Geschenk. Die freundschaftlich-kollegiale Atmosphäre dieser Tagung ist davon geprägt.
Das Kaleidoskop der gebotenen Beiträge zu spannenden Forschungen in Zusammenhang mit Konsolidierungsaufgaben, Materialien, Applikations- und Prüfmethoden hätte vielfältiger kaum sein können. Aus sieben verschiedenen Spezialisierungen der Restaurierung kamen die Sichtweisen, die Blickwinkel, unter denen Konsolidierungsprobleme dargestellt und Lösungsansätze entwickelt wurden. Die Übertragbarkeit und Modifikation der Materialien und Methoden, das was wir voneinander lernen und profitieren können, das wird wiederum die Fortführung der Diskussion zeigen, die in den vergangenen Tagen angestoßen wurde. Auch und in besonderem Maße hier an der Hochschule zwischen unseren verschiedenen Studienrichtungen und sehr gerne im gemeinsamen Bemühen der Hochschulen, wie die entsprechenden Kolleginnen und Kollegen, die hier das Tagungsprogramm mit bereicherten, ebenfalls betonten.
Unser Verständnis für die komplexen chemischen und physikalischen Vorgänge in Zusammenhang mit dem Konsolidierungsmaterial, der Einbringmethode und dem Abbindeprozess vom flüssigen zum festen Zustand wurde grundsätzlich und anschaulich vertieft. Einführung und Keynote haben uns mühelos fassbar einen systematischen Orientierungsrahmen gezeichnet, der als gültige Basis und quasi Hintergrundfolie für die Einordnung der objektbezogenen Präsentationen aus den einzelnen Fachbereichen gelten darf.
Mehrfach wurde unter Beweis gestellt, wie uns kritische Materialprüfung mit wissenschaftlich abgesicherten Verfahren als Voraussetzung für Materialkenntnis und -verständnis in die Lage versetzt, eine begründete, verantwortungsvolle Materialauswahl für eine objektspezifische Konsolidierungsaufgabe zu treffen. Diese Vorgehensweise ist ganz grundsätzlich zu postulieren und wesentlicher Beitrag zu einer fachübergreifenden Methodik.
Die Alterungsbeständigkeit der einzubringenden Materialien hat sich angesichts des schwerwiegenden, irreversiblen Eingriffs, den Konsolidierungsmaßnahmen im porösen Gefüge darstellen, als bedeutende Determinante herausgestellt. Diese Eigenschaft immer besser einschätzen zu können, liegt mit gutem Grund mit im Fokus der Aufmerksamkeit.
Die fachübergreifend angelegte Datenbank Polykon, maßgeschneidert für restauratorische Fragen bezüglich synthetischer Polymere, ist geeignet, Wissenslücken zur Zusammensetzung der Industrieprodukte zu schließen und Unsicherheiten hinsichtlich der Eigenschaften auszuräumen. Sie bietet auch ein Kommunikationsforum zum Erfahrungsaustausch mit ausgeprägtem Anwendungsbezug in der restauratorischen Praxis. Unter diesem Aspekt ergänzten sich viele der Beiträge gegenseitig.
Uns ist bewusst (gemacht worden), es gibt keine Universallösungen – vielmehr bedarf jedes Objekt aufgrund seiner spezifischen Gesamtbefindlichkeit immer eines individuell angepassten Konsolidierungskonzepts nach entsprechender intensiver Auseinandersetzung mit seinem materiellen Gefüge und seinem Zustand! Das Ziel der Konsolidierung bezieht sich immer auf das ganze Objekt und seine Umfeldbedingungen, wobei die Maxime gilt: so wenig Eingriff wie möglich, aber doch so viel wie nötig…
Innovative Ansätze aus anderen Wissenschaftsgebieten, beispielsweise der Plasmaforschung, faszinieren, irritieren zunächst, und zahlreiche Beispiele aus dem Alltagseinsatz regen tatsächlich die Phantasie an, die Übertragbarkeit auf das Feld der Restaurierung grundsätzlich auszuloten. Die lebhafte Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte, wie spontan anregend der Anstoß war.
Auch die Nanotechnologie hat längst Einzug in das Gebiet der Konsolidierung gehalten und wurde uns sehr anschaulich mit ihren Vor- und Nachteilen, mit ihren Möglichkeiten und Grenzen nahegebracht. Insgesamt ist das gleichmäßig hohe Niveau der restaurierungswissenschaftlichen Forschung hervorzuheben, die in den hochkarätigen Vorträgen mit großer Offenheit und kritischem Bewusstsein vermittelt wurde. Nie wurde der Bezug zum historischen Kulturgut vermisst, die Anwendungsorientierung hatte stets oberste Priorität.
Der Studiengang Restaurierung hat diese Tagung zum 30-jährigen Jubiläum seines Bestehens auch seinen Studierenden, den ehemaligen und den aktiven, als besonderes Studien- und Weiterbildungsangebot gewidmet. Daher sollen zum Abschluss Meinungen und Statements der "Young Professionals" zur Sprache kommen, wie sie die Auseinandersetzung mit dem Thema "Konsolidieren und Kommunizieren" erlebt haben und das Ergebnis aus ihrer Sicht bewerten.
Ich darf ein paar Stimmen zitieren:
Kristina schreibt:
"Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Tagung Konsolidieren und Kommunizieren der HAWK uns als Studenten nahegebracht hat, dass es nie eine universale Lösung gibt und selbst Restauratoren mit langjähriger Erfahrung sich immer durch Tests und Austausch Problemen annähern müssen und auch mal Fehler machen. Zudem war es spannend wie viel Grundlagenforschung noch auf dem Gebiet der Konsolidierung möglich ist."
Johannes äußert:
"Mich überzeugt bei der Auswahl der Vorträge der gelungene Wechsel aus Grundlagen-Forschung und konkreten Praxisbeispielen. Ich werde sowohl den "Lassowurf" von Herrn Horie als auch den Restaurierungskrimi von Herrn Strobl im Gedächtnis behalten."
Merit resümiert:
"Die Klebkraft von Funori erweist sich als ausreichend für die Konsolidierung von Freskomalerei, Ultraschallgeschwindigkeit als eine Überprüfungsmethode des Konsolidierungsgrades und eine neue Möglichkeit der Oberflächenbehandlung mittels kalten Plasmas. Dies sind nur drei Aspekte der Tagung, die zum Umdenken, zur Vertiefung, selber ausprobieren und natürlich zum Kommunizieren anregen."
Josefine stellt fest:
"Die materialübergreifenden Projekte und die teils doch sehr fachspezifischen Forschungen, die im Verlauf der Tagung vorgestellt wurden, konnten uns Studierenden einen neuen Einblick in die aktuelle Situation der restauratorischen Tätigkeit im In- und Ausland geben.
Auch wenn einige der vorgestellten Projekte für fachfernere/fachfremde Personen vielleicht nicht zur Gänze in ihrer Bedeutung erfasst werden konnten, so bestärkt die Tagung sicherlich den interdisziplinären Austausch, der sich auch in den interessierten Kommentaren und Nachfragen während der Diskussionen sowie an den zahlreichen Stehtischen äußerte."
Abschließend soll noch ein Vertreter der ehemaligen Studenten gehört werden:
Gunar schreibt auf whats app:
"Ich habe die Teilnahme an der Tagung als echte Bereicherung erlebt. Zum einen, weil die unterschiedlichen Beiträge die Parallelen der Konsolidierung in verschiedenen Fachbereichen entdecken lassen. Zum anderen, weil die Unterschiede in der Methodik und die Materialauswahl wichtige Impulse sind, die meine Auffassung von Konsolidierung verändert haben."
Das mag soweit genügen – ich bedanke mich beim 1. MA-Semester, bei den Alumni und auch schon bei nicht wenigen Kollegen für das positive Feedback und für die Zuarbeit zum Resümee.