Tagungsbeitrag

Schlütter, Frank:

Mikroskopisch-analytische Untersuchungen der Wandmalerei- und Mörtelproben der ehemaligen Bibliothek

Es wurden 12 Wandmalereiproben und zwei Mauermörtelproben aus dem Malereizyklus der Wissenschaften und Künste in der Klausur des Doms zu Brandenburg/Havel mikroskopisch untersucht. Die Ziele für die Malereiproben waren die Identifizierung der verwendeten Pigmente sowie der Nachweis vermuteter sekundärer Farbveränderungen. Die Analysen erfolgten an polierten Querschliffen im Rasterelektronenmikroskop mit angeschlossener energiedispersiver Röntgenmikroanalyse (REM/EDX). An allen Malereiproben war Secco-Technik nachweisbar. Der Malgrund ist eine Kalkgrundierung. Diese Grundierung und die Malschichten sind zum heutigen Zeitpunkt stark sekundär vergipst. Für die Malereien wurden die für die Entstehungszeit (1440er Jahre) „üblichen“ mineralischen Pigmente verwendet (Azurit, Berggrün, Malachit, Mennige, Bleizinngelb, Ocker, Vivianit). Fast alle Proben sind von den für diese Pigmente bekannten Pigmentveränderungen betroffen. Die charakteristischen Sekundärbildungen Atacamit, Plattnerit, Laurionit und Cumengeit konnten durch REM/EDX-Analysen nachgewiesen werden. Zum Teil treten mehrere Veränderungen gleichzeitig auf. In diesen Fällen entsteht der wahrnehmbare Farbeindruck durch Überlagerung der ursprünglichen Farbigkeit mit einer oder mehrerer farbloser bzw. farbiger Sekundarbildungen. Die Mörtel wurden lichtmikroskopisch anhand mineralogischer Dünnschliffe analysiert (PolMi). Es handelt sich um „normale“, zeittypische bindemittelreiche, relativ feinkörnige Kalkmörtel mit lokalem, glazialem Sand als Zuschlag.

12 wall painting samples and two mortar samples from the painting cycle of the sciences and arts in the enclosure of the Brandenburg/Havel cathedral were examined by microscopic means. The objectives for the painting samples were to identify the pigments used and to prove suspected secondary color changes. The analyzes were carried out on polished cross-sections in the scanning electron microscope with connected energy-dispersive X-ray microanalysis (SEM/EDX). Secco technique was detectable on all painting samples. The painting ground is a lime primer. This primer and the layers of paint are heavily effected by secondary gypsum formation. For the paintings, the "usual" mineral pigments for the time of origin (1440s) were used (azurite, mountain green, malachite, red lead, lead-tin yellow, ochre, vivianite). Almost all samples are affected by the pigment changes known for these pigments. The characteristic secondary formations atacamite, plattnerite, laurionite and cumenite could be detected by REM/EDX analyses. In some cases, several changes occur simultaneously. In these cases, the perceptible color impression is created by overlaying the original color with one or more colorless or colored secondary formations. The mortars were analyzed by light microscopy using mineralogical thin sections (PolMi). It is a matter of "normal", time-typical, binder-rich, relatively fine-grained lime mortar with local, glacial sand as an additive.

Dr. Frank Schlütter, 1983–88 Studium der Kristallographie an der Uni Leipzig; 1988–89 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar; seit 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Amtlichen Materialprüfungsanstalt (MPA) Bremen, Abteilung Analytische Baustoffmikroskopie, Geschäftsbereich des Leibniz Instituts für werkstofforientierte Technologien IWT. 2002 Promotion an der Bauhausuniversität Weimar. Mitarbeit in verschiedenen nationalen und internationalen Forschungsprojekten im Bereich Denkmalpflege und Konservierungswissenschaften