Conference paper

Roeckelein, Hedwig:

Bernward von Hildesheim als Reliquiensammler

Im frühen und hohen Mittelalter waren die Eliten darum bemüht, religiöse Schätze in ihren Kathedralen, Klöstern und Stiften zu akkumulieren. Die Überreste der Heiligen, seien es Knochen oder Berührungsreliquien, standen in hohem Ansehen als Prestigegüter, wegen ihrer Heilkraft und als transzendentale Medien.

Der Vortrag wird anhand der materiellen Hinterlassenschaften sowie hagiographischer und liturgischer Texte der Frage nachgehen, ob Bernward von Hildesheim Heiltümer erwarb, die signifikante Aussagen über seine Religiosität, sein Verständnis als Geistlicher, über seine politische Selbsteinschätzung sowie seine sozialen Netzwerke erlauben. Als Schatzhäuser Bernwards lassen sich bislang der Hildesheimer Dom, St. Michael und das Kanonissenstift St. Abdon und Sennen in Ringelheim identifizieren.

Prof. Dr. Hedwig Röckelein, Professorin für Mittlere und Neuere Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen mit dem Schwerpunkt Frühes und Hohes Mittelalter; Leiterin des Diplomatischen Apparates der Georg-August-Universität Göttingen, Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Vorsitzende der Leitungskommission der Arbeitsstelle "Germania Sacra" bei der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen

Forschungsschwerpunkte: Religiöse Kultur des Mittelalters, Geschlechtergeschichte des Mittelalters
Wichtigste Veröffentlichungen zum Reliquienkult:
- Reliquientranslationen nach Sachsen im 9. Jahrhundert. Über Kommunikation, Mobilität und Öffentlichkeit im Frühmittelalter (Beihefte der Francia; 48). Stuttgart 2002
- Translatio, §2: "Translatio reliquiarum", in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA) (Hoops), 2., völlig neu bearb. u. stark erw. Auflage, Bd. 35, Berlin-New York 2008 S. 216-226
- "1 alter hölzerner Kasten voller Reliquien als alten schmutzigen Zeugflicken jeder Farbe und alte Knochen": Über unansehnliche und verborgene Reliquienschätze des Mittelalters, in: Vielfalt und Aktualität des Mittelalters. Fs. f. Wolfgang Petke zum 65. Geb., hg. v. Sabine Arend u.a. Bielefeld 2006 (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen; 48)S. 383-402.
- "Die Hüllen der Heiligen". Zur Materialität des hagiographischen Mediums, in: Reliquiare im Mittelalter, hg. v. Bruno Reudenbach u. Gia Toussaint. Berlin 2005 (Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte; 5), S. 75-88
- Just de Beauvais alias Justin d'Auxerre: l'art de dédoubler un saint. Avec l'édition de la Passio s. Iustini (BHL 4579) par François Dolbeau et Hedwig Röckelein, in: Livrets, collections et textes. Études sur la tradition hagiographique latine. Ostfildern 2006 S. 323-360 (Beihefte der Francia; 63)
- Gandersheimer Reliquienschätze - erste vorläufige Beobachtungen, in: Gandersheim und Essen. Vergleichende Untersuchungen zu sächsischen Frauenstiften, hg. v. Martin Hoernes und Hedwig Röckelein, Essen 2005 (Essener Forschungen zum Frauenstift; 4), S. 33-96
- Essener Reliquienbehältnisse aus Blei, in: ... wie das Gold den Augen leuchtet. Schätze aus dem Essener Frauenstift, hg. v. Brigitta Falk, Thomas Schilp u. Michael Schlagheck. Essen 2007 (Essener Forschungen zum Frauenstift; 5) S. 111-149
- Der Kult des heiligen Florinus im Stift Essen, in: Essen und die sächsischen Frauenstifte im Frühmittelalter, hg. von Jan Gerchow und Thomas Schilp (Essener Forschungen zum Frauenstift; 2). Essen 2003 S. 59-86


Georg-August-Universität Göttingen