Conference paper
Gallistl, Bernhard:
Ottos III. Kreuzreliquie und die Weihepatrozinien an St. Michael
Der Vita Bernwardi zufolge weihte Bernward am 10. September 996 nördlich der Domburg (auf dem heutigen Michaelishügel) die Kapelle für eine Kreuzreliquie, die ihm Otto III. geschenkt hatte. Der königliche Bestand der Reliquie sei nachfolgend durch Engelshand vervollständigt worden, als Bernward ein Reliquiar(wohl einen Vorgänger des großen Bernwardskreuzes) dafür anfertigte. Während die Gründung der Kreuzkapelle durch zwei Urkunden Bestätigung findet, wollte man die Wunderlegende erst auf die Redaktion der Vita zurückführen, die für Bernwards Heiligsprechung von 1192 verfasst wurde.
Der hier referierte text- wie kultgeschichtliche Vergleich erweist das Engelswunder dagegen als integrativen Teil der Weihenachricht und erlaubt so, den Passus dem Grundbestand von Thangmars Vita zuzuordnen. Damit wird auch die weiterführende Frage nach der Bedeutung Ottos III. für Bernwards Michaelisstiftung gestellt.
Dr. Bernhard Gallistl, Studium der Klassischen Philologie in Freiburg i. Br. und Würzburg, Promotion 1979 in Zürich, Referendariat für den Höheren Bibliotheksdienst in Wolfenbüttel und Köln. 1982 Zweites Staatsexamen. Seit 1983 Handschriften-bibliothekar an der Dombibliothek Hildesheim. 1986/87 Villa Vigoni, Loveno di Menaggio.
Lehraufträge an der StiftungsUniversität Hildesheim und an der HAWK Hildesheim.
Forschungsschwerpunkte: Kultgeschichte der Antike und des Mittelalters, Hagiologische Texte, Kodikologie (u. a. Reichenau), belletristische Umsetzung.
Veröffentlichungen zu Bernward von Hildesheim u.a.:
- Die Bronzetüren Bischof Bernwards im Dom zu Hildesheim (1990)
- Die Bernwardsäule und die Michaeliskirche zu Hildesheim (1993)
- Der Dom zu Hildesheim und sein Weltkulturerbe (2000)
- Kultgeschichtliche Bemerkungen zu Inschrift und ursprünglicher Platzierung der Bernwardstür (Jahrbuch für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim 75./76, Jg. 2007/2008, S. 59-92)