Conference paper
Weyer, Angela:
Einführung in das Programm
Lieber Herr Pfarrer Woltmann,
lieber Herr Minister a.D. Hirche,
lieber Herr Oberbürgermeister Machens,
liebe Frau Gröpler von der Thyssen-Stiftung,
lieber Herr Dr. Hudy,
lieber Herr Dekan Prof. Thumm
sehr geehrte Damen und Herren!
Als Michael Petzet, damals Welt-Präsident von ICOMOS, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege, zum 20 jährigen Jubiläum des Hildesheimer Welterbes 2005 in Hildesheim war, nannte er uns „die Insel der Glückseeligen“ … und aus seiner Sicht hatte er Recht: hier gibt es keine Ideen oder gar Planungen für Hochhäuser, Brücken oder ähnliches, die uns in absehbarer Zukunft in einen Konflikt mit der UNESCO bringen werden.
Auch die Identifikation der Hildesheimer mit ihren beiden Welterbe-Kirchen ist enorm, was sich u. a. in der breiten Unterstützung des diesjährigen 1000jährigen Jubliäums der Michaeliskirche wieder zeigt.
Aber unsere wissenschaftliche Erkenntnis, was in den letzten 1000 Jahren hier auf dem Michaelishügel wirklich los war, ist arg löcherig und in vielen Bereichen auch vage. Dies ist überhaupt die erste Tagung zur Michaeliskirche, und wir versuchen, nicht nur die Forschung zur Bernwardszeit, sondern auch die Zeit vom Spätmittelalter bis zum Wiederaufbau voranzutreiben. Es ist überraschend, um zwei Beispiele zu nennen, dass vor lauter Bernward-Begeisterung in den letzten Jahrzehnten erst in den kommenden Tagen erstmalig beispielsweise die hochkarätige Grabfigur Bischof Bernwards aus dem Ende des 14. Jahrhunderts oder die beachtliche barocke Klosterkultur eine angemessene kunsthistorische Einordnung erfahren werden.
Die Idee zu dieser Tagung entstand bereits vor 2 ½ Jahren in einem der Arbeitskreise, zu dem die Lenkungsgruppe des 1000 jährigen Jubiläums der Michaeliskirche engagierte Leute aus Stadt und Umland eingeladen hatte. Und die Idee, auch Wissenschaftler zum Jubeljahr einzuladen, stammt gar nicht von mir, sondern von meinem Kollegen Christoph Gerlach. Aber die Veranstaltung dieser internationalen Tagung passt sehr gut zu den Aufgaben des Hornemann Instituts: Von der Stadt Hildesheim anlässlich der EXPO 2000 initiiert und viele Jahre lang gefördert, wird es seit nunmehr sieben Jahren von der HAWK getragen und unterstützt den internationalen Wissenstransfer durch Internetangebote und die regelmäßige Veranstaltung von Tagungen und treibt gleichzeitig die regionale Vernetzung der Fakultät voran.
Ziel dieser Tagung ist es, wie eben gesagt, Forschungen zum Michaeliskloster und seinem bedeutenden Stifter voranzubringen, die neuen Erkenntnisse anschließend zu drucken und damit festzuhalten. Damit greifen die Veranstalter ein bereits im Rahmen der Bernward-Ausstellung 1993 artikuliertes Forschungsdesiderat auf. Um einen möglichsten unmittelbaren Diskurs über das Thema sicherzustellen, findet die Tagung hier in der Kirche statt.
Unser Ziel hoffen wir zu erreichen, indem wir die existierenden, kleineren Gesprächskreise zu einem größeren zusammen binden und diesen Kreis um einige international ausgewiesene Wissenschaftler erweitern. Das gilt auch für die Moderatoren. Wir brauchten einen langen Vorlauf, um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung überhaupt zu ermöglichen. Die meisten Einladungen an Referenten erfolgten deshalb schon im Frühjahr 2008.
Die Konzeption wurde von mir und Gerhard Lutz erarbeitet unter Berücksichtigung von Hinweisen von Michael Brandt, Hedwig Roeckelein, Rudolf Schieffer und Matthias Untermann.
Es sind Experten verschiedener Fachdisziplinen vertreten, der Kirchengeschichte, Kunstgeschichte, Geschichte, Archäologie, Architektur sowie der Restaurierung.
Zum einen handelt es sich um Wissenschaftler, die über ihre neuen Befunde berichten (Helmut Brandorff, Patricia Engel, Jürgen Götz, Karl-Bernhard Kruse).
Dann um die Forscher, die sich schon seit längerer Zeit mit St. Michael beschäftigen, für diese Tagung aber neue Fragestellungen aufgreifen (Michael Brandt, Enno Bünz, Bernhard Gallistl, Martina Giese, Gerhard Lutz, Ursula Schädler-Saub, Harald Wolter-von dem Knesebeck).
Schließlich die, die auf der Basis ihrer bisherigen Forschungen St. Michael einem größeren kulturgeschichtlichen Kontext zuordnen werden (Klaus Gereon Beuckers, Sible de Blaauw, Jennifer Kingsley, Lawrence Nees, Rudolf Schieffer, Matthias Untermann, Thomas Vogtherr).
Einige ausgewiesene Experten konnten glücklicherweise noch hinzugewonnen werden: Thorsten Albrecht, Hartmut Krohm, Monika Müller, Hans Otte und Hedwig Röckelein
Und schließlich, das ist neu im Programm, ermöglichen Ihnen die Restauratorinnen Elisabeth Binder, Ina Birkenbeul und Kerstin Schwabe in zwei Kurzvorträgen Einblicke in aktuelle konservatorische Arbeiten der Fakultät im Zusammenhang mit der historischen Ausstattung von St. Michael.
Sie haben es gesehen: das Tagungsprotokoll ist sehr voll. Nahezu alle Angefragten haben zugesagt. Längere Querschnittsreferate wechseln sich mit kürzeren Vorträgen ab. Letztlich müssen hier alle Redner kürzer bleiben, als sie wollen und manch einer wird seine ausführliche wissenschaftliche Beweisführung im Tagungsband nachliefern.
Aber eine Komplikation gab es dann doch noch in den letzten zwei Jahren: Anfang 2008 war noch vorgesehen, dass die Bauarbeiten an der Kirche zum 1000jährigen abgeschlossen sind und die Befunde publiziert vorliegen. Aber beides verzögert sich. Wir haben deshalb unser Programm umgebaut und die drei Experten an den Anfang gestellt, die in den letzten Jahren im Boden und im Aufgehenden viel beobachtet haben, viel mehr, als sie bislang publizieren konnten.
Mit ihnen beginnen wir nun gleich die Vorträge und diese drei werden Ihnen auch in den Führungen am Samstag Rede und Antwort stehen.
Im Sinne des Tagungszieles, die auf verschiedenen Bahnen laufenden Forschungen zu St. Michael stärker zu bündeln, ist es für die geplanten Publikationen, die unserer Tagung wie die der der Befunde, mehr als wünschenswert, wenn die hier stattfindenden Diskussionen als Startpunkt für ein die Disziplinen und Institutionen übergreifendes Zusammenwirken verstanden werden.
Mein erster Dank geht an die Referenten, die keine Mühe gescheut haben, weitere Erkenntnisse für uns zu erarbeiten. Und ich danke den Moderatoren für Ihren Einsatz. Dann bin ich Ihnen, Herr Pfarrer Woltmann und ihrer wunderbaren Gemeinde, dankbar für die große Unterstützung und Gastfreundschaft während der kommenden 3 Tage; Ihnen Herr Hirche und der Deutschen UNESCO-Kommission sowie Ihnen, Herr Oberbürgermeister Machens, möchte ich danken für die immer wieder vertrauensvolle Unterstützung meiner Projekte zum Welterbe. Ohne die Thyssen-Stiftung, Frau Gröpler, wäre eine derartige Erweiterung des Gesprächskreises gar nicht möglich gewesen. Ihnen Herr Hudy als hauptamtlichen Vizepräsidenten der HAWK und dem damaligen Dekan Michael von der Goltz danke ich für das Vertrauen, mit dem Sie mich uneingeschränkt haben wirken lassen.
Und Ihnen, den Gästen, danke ich für Ihr Verständnis, dass wir um 12.00 Uhr das Mittagsgebet ermöglichen. Wir haben unter den über 200 Angemeldeten viele Studierende und viele Menschen, die keine Geisteswissenschaftler sind. Für Sie haben wir zusätzlich noch die ehrenamtlich tätigen Kirchenführer der Michaelisgemeinde eingeladen, erkennbar am gelben Namens-Schild. Diese Kundigen vor Ort können Ihnen gut helfen, inhaltliche Brücken zu den Vorträgen zu bauen. Zögern Sie nicht, sie anzusprechen. Sie freuen sich auf Ihre Fragen.