Conference paper

Bläuer, Christine; Rampa, Ivano; Gredig, Arthur:

Bemühungen zur Erhaltung der Grabkapelle St. Stephan in Chur

Die an ihrer Ostseite in die Felsen des Mittenberges eingehauene, mit einem Tonnengewölbe überzogene und mit zahlreichen Wandmalereien geschmückte Grabkapelle von St. Stephan stammt aus dem fünften Jahrhundert. Sie wurde in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts ausgegraben. Danach wurde sie durch den Kantonsschulneubau überbaut und mit einem Schutzbau aus Beton überdeckt. Dieser wurde undicht, was zu großen Infiltrationen von Meteorwässern führte. Diese Wässer waren mit den typischen, aus der Betonkonstruktion stammenden Salzen belastet. Weitere Salze kamen aus Boden- und Hangwässern dazu. Bereits Ende der Siebzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts zeigten sich die ersten Salzschäden, vor allem durch Natriumkarbonate und –sulfate. Die Verteilung von Salzen und Feuchtigkeit in den Wänden wurde bereits 1968 rudimentär und 1980 sowie 1992 durch systematische Kartierungen erfasst.
Zu Beginn der 21. Jahrhunderts wurde die seit längerem unbefriedigende Situation der Grabkammer angegangen. Diese baulichen Maßnahmen haben die Anlage so verändert, dass in Zukunft mit keinem Eindringen von Sickerwasser mehr zu rechnen ist. Die Grabkammer ist zu einem Ausstellungsraum umgestaltet worden, der allerdings nur für Führungen zugänglich sein soll. Vor den baulichen Maßnahmen wurden die Salze und ihre Verteilung in den Wandmalereien 2007 und 2009 kartiert und, wo nötig, durch trockenes Entfernen respektive Kompressen reduziert. Manche sehr harte Salzkrusten wurden dabei belassen, da es ich zeigte, dass sie keine aktiven Schädigungen darstellten. Die Salze im Original der Wandmalereien wurden durch die Maßnahmen reduziert, aber nicht vollständig entfernt.
Bereits 1991 war das Raumklima gemessen worden und seit 2009 wird es nun systematisch erfasst. Dabei zeigten und zeigen sich sehr feuchte und verhältnismäßig kühle Klimabedingungen.
Theoretische Berechnungen bestätigen die über die Jahre gemachten Beobachtungen, dass das hier vorhandene Salzsystem, bei Temperaturen zwischen 0 und 25°C, vor allem dann aktiv wird, wenn die relative Feuchtigkeit unter etwa 70% sinkt, darüber scheint ihre Aktivität eher gering, wenn auch nicht Null zu sein.
Im Rahmen der kontinuierlichen Pflege der Anlage wird nun der Zustand der Wandmalereien und des Mauerwerks periodisch erfasst. Der Vergleich zu den früheren Kartierungen wird dabei Auskunft über Schadensfortschritt oder –stagnation geben. Weiter wird das Raumklima systematisch überwacht und wenn nötig schrittweise angepasst werden.

Dr. Christine Bläuer, Studium der Mineralogie/Petrographie (Hauptfach), Geologie und Chemie (Nebenfächer) an der Universität in Bern; 1988-1989 wiss. Mitarbeiterin im BMFT–Projekt "Wandmalerei- Schäden" am Inst. für Denkmalpflege des Niedersächsischen Landesverwaltungsamtes, Hannover, 1991-1995 wiss. Mitarbeiterin im BMFT–Projekt "Erhaltung historischer Wandmalereien" an der Fachhochschule Köln, Fachbereich Restaurierung (Projektleiter: Prof. Dr. Karl Ludwig Dasser und Prof. Dr. Elisabeth Jägers); seit August 1992 Projektleiterin der Untersuchungen an der bemalten Holztafeldecke von St. Martin in Zillis, GR, Schweiz
1997-2008 Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege (EKD)
2000–2006 Leiterin des Labors Zürich des Expert-Center für Denkmalpflege
Seit 2007Mitinhaberin der Firma Conservation Science Consulting Sàrl in Fribourg; http://www.conservation-science.ch

Publikationen zum Thema:
Bläuer Böhm, C. (2005): Quantitative Salt Analysis in Conservation of Buildings. Restoration of Buildings and Monuments. Bauinstandsetzen und Baudenkmalpflege. Vol. 11, No 6, 1–10.
Bläuer Böhm, C. (2001): Salzverwitterungsschäden an Sandstein, Kalkstein und Trachyt - Konservierungsmassnahmen in der Krypta von St. Maria im Kapitol. NaturBauStein, Januar 2001, 8-11.
Bläuer Böhm, C., Küng, A., Zehnder, K. (2001): Salt crystal intergrowth in efflorescence on historic buildings. Chimia 2001, Vol. 55, Nr 11/01, 996-1001.
Bläuer Böhm, C. (1996): Praktische Hinweise zur Vorgehensweise bei der Untersuchung und Beurteilung von salzbelasteten Baudenkmälern. - Arbeitsh. 78, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Salzschäden an Wandmalereien, 39-52.
Bläuer Böhm, C., Häfner, K. (1996): Desalting a wall painting after application of silicic acid ester. - "Le dessalement des matériaux poreux", 7es journées d'études de la SFIIC, Poitiers, 9.-10.5.1996, 161-175.
Bläuer Böhm, C. (1996): Assessment of quantitative salt analysis by the water extraction method on lime mortars. - 8th Int. Congr. Deterior. Conserv. of Stone, 30.9.-4.10.1996, Berlin
Laue, S., Bläuer Böhm, C., Jeannette, D. (1996): Salt weathering and porosity - Examples from the crypt of St. Maria im Kapitol, Cologne. - 8th Int. Congr. Deterior. Conserv. of Stone, 30.9.-4.10.1996, Berlin, 513-522.
Bläuer Böhm, C. (1994): Salzuntersuchungen an Baudenkmälern. - Z. Kunsttechnologie und Konservierung, 8/1, 86-103.
Bläuer Böhm, C. (1992): Weathering of the Nydegg bridge in Berne, Switzerland. - 7th Int. Congr. Deter. Conserv. Stone, Lissabon, Portugal, 15.-18.6.1992, Vol. 2, p. 979-988.