Conference paper

Metzger, Martina:

Denkmalpflege und Kriegsfolgen - Bewältigung im geteilten Berlin 1945-1955. Entscheidungen, Prioritäten und Weichenstellungen

Die Folgen des II. Weltkrieges waren für viele Berliner Kulturdenkmäler einschneidend: Bombenangriffe sowie die Kampfhandlungen im April und Mai 1945 hatten viele von ihnen entweder total zerstört oder sie in einer Weise beschädigt, dass ihr Bestand akut bedroht war. Angesichts der Ressourcen-Knappheit der Nachkriegsjahre waren gerade in diesem Bereich die Prioritäten und Weichenstellungen der Verantwortlichen entscheidend für den Wiederaufbau. Der objektiv messbare Zerstörungsgrad hatte nur einen begrenzten Einfluss. Die Wiederherstellung von Denkmälern war anders als Instandsetzungen in lebenswichtigen Bereichen nicht per se dringlich, sondern sie war sehr stark geprägt von der symbolischen Bedeutung, die ihnen beigemessen wurde. Wie unterschiedlich diese von politisch-ideologischen Motivationen geprägten Entscheidungen ausfallen konnten, zeigte sich sehr anschaulich in Berlin, wo sehr unterschiedliche Systeme die Weichenstellungen nach 1945 prägten.

Dieser Beitrag beleuchtet, welche Entscheidungs- und Handlungsspielräume genutzt wurden, um kulturelles Erbe trotz schwerer und schwerster Schäden zu erhalten. Darüber hinaus wird untersucht, welche Bedeutung die politisch motivierten Weichenstellungen für den langfristigen Wiederaufbau beziehungsweise Neuaufbau auf die Bewahrung, Erhaltung und Wiederherstellung wichtiger Kulturgüter hatten. Dabei werden die Ergebnisse der Schadenserfassung den späteren Entscheidungen gegenübergestellt, um zu hinterfragen, welche Einflüsse neben dem dokumentierten Zerstörungsgrad maßgeblich waren. Inwieweit beeinflussten die sich stetig verschärfenden ideologischen Gegensätze zwischen den Verantwortungsträgern in Ost und West, die schließlich ab 1948 zur Spaltung der Stadt führen sollten, die Weichenstellungen in der Denkmalpflege? Welche Rolle spielten die Vorbilder von Besatzungsmächten, die ebenfalls Erfahrungen mit der Bewältigung von Kriegsfolgen in Bezug auf historisch-kulturelles Erbe hatten?


Dr. Martina Metzger, Historikerin, am Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt (Ausstellung zum militärischen Widerstand und zum Attentat vom 20. Juli 1944); zudem Lehrtätigkeit an der Universität Lüneburg zu Überlebensstrategien und Bewältigung von Kriegs- und Diktaturfolgen;
Themenbezogene Forschungen und Publikationen:
- 2010: Dissertation (Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Neueste Geschichte) zum Thema: Bewältigung, Auswirkungen und Nachwirkungen des Bombenkrieges in Berlin und London 1940-1955 (im Druck)
- Hilfspolizei und Zwangsarbeiter-Einsatz nach Bombenangriffen auf Hamburg 1940-1945: Nachwuchswissenschaftler-Symposium zur deutschen Repressionspolitik im besetzten Europa 1940-1945, Caen/Frankreich, 8.11.2012
- Polizeiliche Organisationen im Berliner Luftschutz 1940-1945: Workshop der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zum Thema Polizei und Verfolgung 1933-1945, Hamburg, 10.2.2012
- Politische Dimensionen des Neuaufbaus in der Hauptstadt der DDR im Kontext des beginnenden Kalten Krieges (1945-1955): Werkstatt des Leibnitz-Instituts für Regionalplanung und Stadtentwicklung zur Bau- und Planungsgeschichte der DDR, Erkner, 20.1.2012
- Forschungsblog „Überlebensstrategien. Was machte Menschen im 20. Jh. trotz Diktatur und Krieg stark?“: URL: ueberlebensstrategien.hypotheses.org