Hornemann Kolleg 1: aus der Region
Bestandsschonende Digitalisierung - ein Widerspruch? Zur Praxis der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Vortragende: Almuth Corbach, Leiterin der Stabsstelle Erhaltung und Restaurierung, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Zeit: 3. Dezember 2012, 18:30 Uhr (Terminänderung!)
Ort: Alte Bibliothek, Brühl 20, Hildesheim
Einladungskarte (pdf, 1,60 MB)
Die Anwendung unterschiedlichster Reproduktionsverfahren für Altbestände zieht in vielen Bibliotheken, Archiven und Museen häufig völlig unbemerkt fatale „Nebenwirkungen“ nach sich: Durch allzu weites Öffnen gebrochene Einbandmaterialien und Gelenke bis hin zu abgetrennten Deckeln oder gar im Rücken gänzlich zerteilten Buchblöcken sind nicht selten. So entsteht die paradoxe Situation, dass eine bestandserhaltende Maßnahme wie die Erstellung von Sekundärformen zur Schonung der Originale sich letztlich als bestandszerstörend erweist.
Die Analyse solcher Schäden hat dazu geführt, dass Aspekte der Bestandserhaltung im Zusammenhang mit der Digitalisierung von alten Drucken und Handschriften heute eine immer bedeutendere Rolle spielen. Dies gilt für die so genannten „Boutique Digitalisierungen“ ebenso wie für drittmittelgeförderte Massendigitalisierungsprojekte. Das Spektrum der Möglichkeiten zur Realisierung von Bestandsschutz bei der Digitalisierung ist vielfältig. Es beginnt bei der Projektplanung und reicht über die Auswahl geeigneter Systeme (Scanner, Kamera, Beleuchtung, Buchauflage), einer konservatorischen Beurteilung der Originale bis hin zur Schulung und Sensibilisierung aller beteiligten Bearbeiter/innen in einer sachgerechten Handhabung während des gesamten Workflows. Dies soll am Beispiel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel illustriert werden, die auf dem Gebiet der forschungsorientierten und bestandsschonenden Digitalisierung von Quellen zu den führenden Institutionen in Deutschland gehört.