Hornemann Kolleg 1: aus der Region

Restaurieren heißt auch forschen. Zur Restaurierung des Godehard-Schreins des Hildesheimer Doms

Vortragende: Prof. Dr. Michael Brandt, Dr. Dorothee Kemper und Uwe Schuchardt

Termin: 15. Oktober, um 18:30 Uhr
Ort: Brühl 20, Alte Bibliothek im Hinterhaus
Einladungskarte (pdf, 1,5 MB)

Der Schrein des hl. Godehard aus dem Hildesheimer Dom ist eines der Hauptwerke mittelalterlicher Goldschmiedekunst in Europa. Entstanden Mitte 12. Jahrhundert
wurde der hölzerne Kern mit vergoldetem Silber und Kupfer, Edelsteinen, Perlen und Gemmen kostbar beschlagen. Der Schrein birgt die Reliquien des ersten heiliggesprochenen Hildesheimer Bischofs Godehard (1022-38), die man dazu in kostbare mittelalterliche Seidenstoffe hüllte.

Der Schrein wird nach vielen Voruntersuchungen derzeit aufwändig restauriert, da im Laufe der Jahrhunderte an den Beschlägen und am Holzkern gravierende Schäden entstanden waren. Für die Maßnahme mussten auch sämtliche Metallbeschläge vom Holzkern abgenommen werden.

Die Restaurierung wird aber auch dazu genutzt, das historisch und künstlerisch hoch bedeutende Werk erstmals im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts unter zahlreichen Aspekten zu untersuchen. Neben der Klärung der Schadensursachen und Behandlungsmethoden stehen dabei Fragen nach der mittelalterlichen Werkstatt, der Geschichte und ursprünglichen Gestalt des Objekts sowie nach der Herkunft und Verarbeitung der Materialien im Vordergrund. Am Forschungsprojekt beteiligen sich Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen aus Deutschland, der Schweiz, Dänemark, Amerika und Italien: Restauratoren für Metall, Holz, Textilien und Papier (HAWK), Kunsthistoriker, Historiker, Archivare, Chemiker, Anthropologen, Archäologen, Röntgenspezialisten und sogar Fachleute aus der kriminalistischen Spurensuche.

Der Vortrag bietet einen spannenden Einblick in das noch unpublizierte Restaurierungs- und Forschungsprojekt.

Gesamtansicht des Schreins vor der Restaurierung; Foto: Dom-Museum Hildesheim (Lutz Engelhard)

Schaden durch Hausschwammbefall am mittelalterlichen Holzkern (helle Bereiche) mit einer Probefreilegung (rechteckige dunkle Stelle in der Arkade); Foto: Dom-Museum Hildesheim (Dorothee Kemper)

Korrosion an einem in Kupfer gefassten Glasstein; Foto: Dom-Museum Hildesheim (Uwe Schuchardt)